Kommentar Bremer Polizeigebühren: Gewalt hat ihren Preis

Wenn die DFL krawallträchtige Fußballpartien austragen lässt, ist es nur recht und billig, die dadurch verursachten Kosten weiterzureichen.

Eine Karikatur des 19. Jahrhunderts zeigt ein Fußballspiel als wildes Durcheinander

Gewalt gehört zum Fußball – früher mehr auf, heute mehr neben dem Spielfeld Foto: (ASSC)

Fußball führt zu Gewalt. Die Neigung der schönen Balltreterei zur Eskalation ist so alt wie das Spiel selbst. Und ihretwegen erst befasst sich die Obrigkeit mit ihm: Erstmals wird es 1314 in einem offiziellen Dokument erwähnt, als König Edward II. das Kicken in London verbietet. Warum? „Pur ceo qe graunt noise est en la Cite“, erläutert seine Proklamation zur Bewahrung des Friedens, „Weil es zu Krawall in der Stadt führt“.

Die Dinge liegen 700 Jahre später in Bremen nicht anders – nur dass Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) nichts verbietet. Stattdessen versucht das Land per Gesetz einen Interessenausgleich zwischen den Profiteuren des Milliardengeschäfts und der Öffentlichkeit, die mit der von ihm ausgelösten Gewalt klarkommen muss. Hoffentlich stützt das Bundesverwaltungsgericht den Staat gegenüber den Sportunternehmen.

Denn, dass die Spiele der Deutschen Fußball Liga (DFL) jedes zweite Wochenende Menschenmengen ins Stadion locken – ist hinzunehmen. Dass die Polizeischutz brauchen – logisch. Aber dort, wo Fußball regelmäßig Prügeleien und Vandalismus auslöst, sollte es möglich sein, die Veranstalter an den Kosten zu beteiligen.

Als lächerlich abgehakt werden kann dabei deren Gejammer, künftig könnten auch Volksfeste zur Kasse gebeten werden: Eine Kirmes, bei der sich verfeindete Karussellnutzer ständig die Rüben einhauen, ist noch nie beobachtet worden. Wahrscheinlich würde sie auch nicht wiederholt – im Gegensatz zu Problempartien.

Blutiger Hass

Werder Bremen spielt immer wieder gegen Vereine, deren Fans den eigenen Supportern in blutigem Hass verbunden sind. Ein Verzicht wäre möglich. Er wäre auch vernünftig. Nur: die DFL würde ihn bestrafen. Wer aber eine Begegnung austrägt, obwohl sie erfahrungsgemäß zu Gewalt führt, muss sich diese zurechnen lassen.

Wahr ist: Die polizeiliche Gefahrenprognose speist sich aus trüberen Quellen als die Wettervorhersage. In diesem wissenschaftlich kontrovers diskutierten Feld hat sich Bremen durch sein Beitrags- und Gebührengesetz eine Bringschuld aufgebürdet: Es muss die Einsatzstärke künftig besser denn je rechtfertigen können. Qualitativer Druck auf Polizeiarbeit aber wäre ein echter Gewinn fürs ganze Land.

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Jahrgang 1972. Seit 2002 bei taz.nord in Bremen als Fachkraft für Agrar, Oper und Abseitiges tätig. Alexander-Rhomberg-Preis 2002.

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