Ebru Taşdemir
Mitarbeiterin der Woche
: Idil Baydar

Karikatur: Elias Hauck

Diesmal bedrohen sie auch meine Mutter und sie drohen, uns abzuknallen wie in Neuseeland“, schrieb die preisgekrönte Stand-up-Künstlerin Idil Baydar auf ihrem privaten Facebook-Profil am Mittwochabend. Dies sei bereits die zweite Morddrohung, die sie per SMS erhalten habe.

Idil Baydar wurde 2011 als quietschige Neuköllner Ghettobraut „Jilet Ayşe“ auf YouTube berühmt und äußert sich seitdem mit mehreren Bühnenprogrammen und Auftritten zu den Themen Rassismus und Einwanderungsgesellschaft. Damit findet die ehemalige Sozialarbeiterin einer Neuköllner Oberschule mittlerweile auch in anderen Medien Gehör: Am Donnerstag erst war sie in der ARD-Satire­sendung „Extra3“ zu sehen.

„SS-Obersturmbannführer“ – so ist die erste SMS unterzeichnet, die Baydar Anfang März erhielt. Die zweite SMS erreichte sie am Tag des Terrorattentats in Christchurch, Neuseeland. Dort ermordete am 15. März ein Rechtsextremer in zwei Moscheen über 50 Menschen, die sich zum Freitagsgebet versammelt hatten. Unklar bleibt, ob beide SMS vom selben Verfasser stammen. Da der kostenlose Kurznachrichtendienst „5 vor 12“ anonymes Versenden erlaubt, ist eine Nachverfolgung kaum möglich.

„Ich bin nicht schockiert über diese Nachricht“, schrieb Baydar auf ihrer Facebookseite. Eher sei sie erschrocken über „das dumpfe Scheißgefühl“, dass ihr weder Polizei noch der Rechtsstaat helfen könnten. Gegenüber der taz sagte die Comedian, dass sie es bedenklich fände, dass der Verfasser der SMS den Vornamen ihrer Mutter kenne. Sie habe dieses Detail bisher nirgendwo öffentlich erwähnt.

Trotzdem lasse sie sich nicht entmutigen, und fordert in ihrem Facebook-Post, dass Rassismus „als Straftat verhandelt und geahndet werden kann“, da sie glaube, „dass Rassisten und Faschisten in die Sicherheitsverwahrung und therapeutische Behandlung“ gehörten. Mit „Angst yok, Liebe var“ (auf Deutsch: „Es gibt keine Angst, es gibt Liebe“) beendet Idil Baydar ihren Facebook-Beitrag. Diese Frau ist nicht eingeschüchtert, im Gegenteil: „Ich werde ab jetzt noch intensiver, noch schärfer, penetranter, frecher, deutlicher, und intelligenter als bisher gegen Rassismus und Menschenhass in jeglicher Form, die mir möglich ist, vorgehen.“

Zusammen mit ihrem Anwalt Mehmet Daimagüler, der als Vertreter der Opferfamilien im NSU-Prozess bereits vor Jahren Morddrohungen gleichen Tonfalls erhielt, will Baydar Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft stellen.