heute in hamburg
: „Kapitalismus ist die Ursache aller Probleme“

Foto: privat

Katz, 36, ist Teil des Ya-Basta-Netzes, das zum Aufstand der Zapatistas aufruft.

Interview: Katharina Gebauer

taz: Was ist der zapatistische Widerstand?

Katz: Die Zapatistas sind eine mehrheitlich indigene Bewegung, die sich auf Emiliano Zapata berufen, einem ehemaligen Anführer der mexikanischen Revolution. 1994 gab es mit „Ya Basta“ (Es reicht!) als letztes Mittel ein bewaffneten Aufstand der Zapatistas, weil alles andere vergeblich war.

Für was kämpfen die Zapatistas?

Die Bewegung kämpft für die indigenen Rechte, für ihre Freiheit und ihr Land sowie für ein selbstbestimmtes, würdevolles Leben. Sie sehen den Kapitalismus als die Ursache aller Probleme, der nur global bekämpft werden kann. Es handelt sich deshalb nicht um eine rein indigene Bewegung, sondern die globale Vernetzung ist ein fester Bestandteil des Aufstands.

Wie wird dieser global geführte Kampf organisiert?

Es werden immer wieder internationale Treffen veranstaltet. Das Ya-Basta-Netz etwa entstand 1995 nach einem dieser Treffen und steht in Solidarität mit dem Widerstand in Mexiko. Wir versuchen die Aufstände hier mit den weltweiten Aufständen zu verbinden.

Hier in Deutschland?

In Deutschland haben unsere Kämpfe einen anderen Charakter als in Mexiko, wir haben aber auch hier das Ziel, alternative Strukturen zum Kapitalismus aufzubauen. Gerade deutsche Konzerne investieren stark in Großprojekte in Mexiko, ganz konkret will etwa Siemens einen Zug durch touristische Maya-Gebiete bauen. Dafür müssten diese autonom verwalteten indigenen Gebiete enteignet werden. Deswegen ist es so wichtig, auch von hier aus für die zapatistische Bewegung aktiv zu werden.

Vortrag „Die Organisation der zappatistischen Frauen“: 19 Uhr, Infoladen Wilhelmsburg, Fährstr. 43, Eintritt frei.

Welche besondere Bedeutung hat die Frau im zapatistischem Aufstand?

Die Frauen sehen ihren Widerstand durch die kapitalistischen Großprojekte sowie durch der neuen, angeblich linken Regierung unter Andrés Manuel Lopez Obrador bedroht. Von Anfang an waren die Zapatistas gegen das Patriarchat. Bereits ein Jahr vor Beginn der zapatistischen Bewegung, also 1993, erkämpften sie sich revolutionäre Frauenrechte, um so gegen die Unterdrückung der Männer vorzugehen. Die autonomen Selbstregierungsstrukturen sind paritätisch mit Männern und Frauen besetzt.

Wie sieht die Zukunft der Zapatistas aus?

Die Planung von Großprojekten der neuen mexikanischen Regierung stellt eine Bedrohung dar und läutet eine neue Phase des Widerstands ein. Dadurch wird sich zwangsläufig auch die Bewegung verändern.