Eine Wahl, die fünf Wochen dauert

Indien stimmt ab: 170.000 Wahllokale, 2.293 Parteien

Weniger als acht Prozent der KandidatInnen sind weiblich

Seit dem 11. April wird in Indien ein neues Parlament gewählt. Der Urnengang zieht sich bis zum 19. Mai hin. Rund 900 Millionen Wahlberechtigte sind aufgerufen, über ein neues Unterhaus in der Hauptstadt Neu-Delhi zu entscheiden.

In Indien wird nach britischen Modell als Erbe der Kolonialzeit abgestimmt. Ein Kandidat muss einen Wahlkreis gewinnen, um einen der 543 Sitze im Unterhaus, der Lok Sabha, zu bekommen. Davon sind insgesamt 131 für VertreterInnen sozial benachteiligter Herkunft sowie Indigene reserviert. Für Frauen gibt es keine Quote. Weniger als acht Prozent der KandidatInnen sind weiblich.

Insgesamt sind 8.000 Kandidaten von 2.293 Parteien zu den Parlamentswahlen zugelassen. 2014 gewann die hindunationalistische Volkspartei BJP die Wahl und löste ihre Rivalin, die Kongresspartei ab. Auch wenn der Kongress-Kandidat Rahul Gandhi in den jüngsten Umfragen aufholen konnte, stehen die Chancen für den BJP-Spitzenkandidaten Narendra Modi gut für eine zweite Amtszeit als Premierminister. Vor fünf Jahren versprach er vor allem eine florierende Wirtschaft. 2019 setzt Modi als Wahlkampfthemen auf die Sicherheitspolitik und hier besonders den Konflikt mit Pakistan.

Am vergangenem Donnerstag waren rund 142 Millionen InderInnen wahlberechtigt. In 91 Wahlbezirken, die sich über 20 Bundesstaaten und Unionsterritorien erstrecken, öffneten rund 170.000 Wahllokale. Nach Angaben der Wahlkommission lag die Beteiligung überall bei über 50 Prozent. Traditionell gehen in ländlichen Gebieten mehr Menschen zu Wahl als in den Städten.

Am nächsten Donnerstag, dem 18. April, geht es mit der zweiten Wahlrunde weiter. Auch in Maharashtra wird dann an die Wahlmaschine gerufen. Dort geht es um zehn Sitze im Aurangabad-Wahlkreis, zudem wird in Tamil Nadu und Teilen von Karnataka, Uttar Pradesh, West Bengal und Jammu und Kaschmir abgestimmt.

Bis auf eine Explosion in der Nähe eines Wahllokals in Maharashtra, die mutmaßlich von maoistischen Rebellen verübt wurde, verliefen im westindischen Bundesstaat die Wahlen ohne größere Zwischenfälle. In anderen Regionen fielen dagegen Hunderte elektronische Wahlgeräte aus. Allein im südlichen Bundesstaat Andhra Pradesh sollen es mehr als 350 Maschinen gewesen sein, die den Dienst verweigerten.

Die indischen Abstimmungsergebnisse werden frühestens für den 23. Mai erwartet. Erst dann entscheidet sich auch, wen die Abgeordneten des Unterhauses als PremierministerIn ernennen. Natalie Mayroth