Das kommt auch
: Kieler Hafen kann auch Landstrom

Die CO2-Emissionen eines mittelgroßen Kreuzfahrtschiffs entsprechen 83.678 Autos der Euro-4-Norm

Mit einer neuen Landstromanlage schmückt sich ab Donnerstag der Kieler Hafen. Die Anlage am Norwegenkai soll die beiden Luxusfähren der Reederei Color Line zwischen Kiel und Oslo versorgen. Das Ziel von Land, Stadt und Hafengesellschaft ist es, die Schiffs­emissionen während der Liegezeit zu reduzieren. Bis 2020 sollen auch der Schwedenkai und das Kreuzfahrtterminal am Ostseekai landstromfähig sein, kündigt Seehafen-Geschäftsführer Dirk Claus an: „Wir wollen künftig die Hälfte aller Schiffsanläufe mit Landstrom versorgen. Damit setzen wir europaweit Maßstäbe.“

Auf die Luftverschmutzung vor allem durch Kreuzfahrer weist seit Jahren der Naturschutzbund (Nabu) hin. In allen großen norddeutschen Häfen sei die Belastung durch Schiffsdiesel deutlich höher als durch den Autoverkehr. Nach Nabu-Angaben entsprechen die Emissionen eines mittelgroßen Kreuzfahrtschiffs im Vergleich mit Euro-4-PKWs: Kohlendioxid (CO2) 83.678 Autos; Stickoxide (NOx) 421.153 Autos; Feinstaub 1.025.885 Autos; Schwefeldioxid (SO2) 376.030.220 Autos.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte bereits beim Diesel-Gipfel im November 2017 den Kommunen eine Milliarde Euro für die Luftreinhaltung zugesagt. Die Bundesregierung will nach eigenen Aussagen in dieser Legislaturperiode „flächendeckend Landstrom für deutsche Häfen zur Verfügung stellen und sich für eine europaweit einheitliche Nutzungspflicht einsetzen“. Die Anlage in Kiel hat 1,3 Millionen Euro gekostet, 400.000 Euro davon hat das Land Schleswig-Holstein beigesteuert.

Investitionen in Landstromanschlüsse an Bord von Fähren, die ständig zwischen denselben Häfen pendeln, rechnen sich für die Reeder wirtschaftlich relativ rasch. Komplexer ist die Situation bei Schiffen, die viele verschiedene Häfen anlaufen. Dennoch ist es auch in Kiel kein Selbstgänger. Denn Landstrom ist noch immer wegen der EEG-Umlage teurer als Schiffsdiesel. Color will sich deshalb nicht festlegen, in welchem Umfang die Anlage tatsächlich genutzt werde. Eine Pflicht für die Reedereien, den Strom zu beziehen, gibt es nämlich nicht. In der Konsequenz wird die Landstromanlage am Hamburger Kreuzfahrt-Terminal Altona nur von einem Luxusliner genutzt. Aber vielleicht ist Kiel da erfolgreicher. Sven-Michael Veit