Friedenspreis für Ukrainer

Sein Engagement hat sich gelohnt und findet jetzt auch im Ausland Widerhall. Der ukrainische Journalist Ruslan Kotsaba ist einer der diesjährigen TrägerInnen des Aachener Friedenspreises. „Kotsaba hat den Mut, als Einzelner gegen den Krieg und für friedliche Lösungen einzutreten“, heißt es in der Begründung des Vereins für die Auszeichnung, die mit 2.000 Euro dotiert ist.

Mut braucht der 52-Jährige aus der westukrainischen Stadt Iwano-Frankiwsk. Im Januar 2015 postete er ein YouTube-Video, in dem er sich klar gegen eine Mobilmachung ukrainischer Streitkräfte für den Krieg im Osten des Landes aussprach. „Es ist unmöglich, dass Menschen im 21. Jahrhundert einander nur deswegen töten, weil sie nicht zusammenleben wollen“, sagte er.

Diese Friedensbotschaft wertete der damalige Präsident Petro Poroschenko als klare Kriegserklärung. Für Kotsaba hatte sie fatale Folgen. Am 7. Februar 2015 wurde er fest- und in Untersuchungshaft genommen. Die Staatsanwaltschaft in Iwa­no-Frankiwsk klagte ihn wegen Hochverrat und Mobilisierungsbehinderung an.

Im Mai 2016 wurde der Vater zweier Töchter zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt – wegen „Behinderung der rechtmäßigen Aktivitäten der Streitkräfte der Ukraine“. Zwei Monate später konnte er das Gefängnis verlassen.

Kotsaba, der sich aktiv an der Orange Revolution 2004 und am Euro-Maidan 2014 beteiligt hatte, eckt überall an. Mehrmals wurde er Opfer von Übergriffen Rechtsradikaler. Für Vertreter des Euro-Maidan ist er ein Verräter, den Linken stößt seine antikommunistische Rhetorik auf. Kotsaba ist nicht der einzige kritische Journalist, der in den vergangenen Jahren Repressionen ausgesetzt war. Vielleicht ändert sich das unter dem neuen Staatschef Wolodimir Selenski.

Barbara Oertel