Kommentar Asia Bibis Asyl: Schutz bleibt nötig

Die Christin Asia Bibi hat in Kanada Asyl erhalten. Doch ihr Alltag wird weiterhin nicht einfach sein. Ihr Fall weist auf größere Probleme hin.

Asia Bibi sitzt verschleiert an einem Tisch, neben ihr die Hände von einem Mann, der in ein Mikro spricht

Asia Bibi war wegen Blasphemie in Pakistan zum Tode verurteilt Foto: reuters

Die in Pakistan knapp der Todesstrafe entgangene Christin Asia Bibi dürfte in ihrem Asylland Kanada künftig sicherer leben als in ihrer alten Heimat. Dort wollten radikale Islamisten an ihr ein Exempel statuieren und sie töten. Doch so völlig unbeschwert dürfte das neue Leben für die fünffache Mutter auch in Kanada nicht werden. Auch dort werden die Behörden sie bewachen, sie womöglich mit einer neuen Identität ausstatten und an einem unbekannten Ort verstecken müssen, um sie vor Vertretern des religiösen Hasses zu schützen.

Der Fall Asia Bibi demonstriert nicht nur den Wahnsinn wachsender religiöser Intoleranz. Er zeigt auch, wie in Pakistan die vom früheren Militärdiktator Zia ul-Haq geförderte Macht radikaler Islamisten völlig aus dem Ruder gelaufen ist. Denn heute setzen feige und opportunistische Politiker diese Anbiederung fort. So erteilte etwa der jetzige Premierminister Imran Khan, der einst als ein playboyhafter westlich-orientierter Lebemann galt, vor einem Jahr im Wahlkampf einer Reform der häufig missbrauchten Blasphemie­gesetze eine deutliche Absage.

Statt die verbrieften Rechte bedrohter Minderheiten klar zu verteidigen, wird dem Terror lautstarker Extremisten nachgegeben und das ganze Land von diesen als Geisel genommen. Diese Extremisten werden aber erst dann zufrieden sein, wenn sie jeden, der ihren Irrglauben nicht teilt, zum Schweigen gebracht und sich selbst zur obersten moralischen Instanz gemacht haben.

Ein Beispiel für diese Gefahr ist der Selbstmordanschlag auf den sufistischen Data-Darbar-Schrein in Lahore vom Mittwoch. Ein Splittergruppe der Taliban hatte die Verantwortung übernommen. An dieser islamischen Stätte hatten schon 2010 zwei Selbstmord­attentäter Dutzende muslimische Gläubige getötet und verwundet.

Das pakistanische Beispiel lehrt auf drastische Weise, wie wichtig es ist, Hass und Intoleranz frühzeitig und entschieden entgegenzutreten und Minderheitenrechte klar und deutlich zu verteidigen. Dies ist in Pakistan wegen des verbreiteten Opportunismus immer schwieriger geworden.

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Asienredakteur seit 1997, studierte Politologie in Berlin und Communication for Development in Malmö. Organisiert taz-Reisen in die Zivilgesellschaft, Workshops mit JournalistInnen aus Südostasien und Han Sens ASIENTALK. Herausgeber der Editionen Le Monde diplomatique zu Südostasien (2023), China (2018, 2007), Afghanistan (2015) und Indien (2010). Schreibt manchmal auch über Segeln. www.fb.com/HanSensAsientalk @SHansenBerlin

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