Ein Globe Theater für Berlin: Wie es allen gefällt

Ein Haus für viele soll es werden, das Globe Berlin, so rund wie Shakespeares Theater in London. Die Prolog-Saison startet jetzt.

Blick in den Himmel aus dem Theater heraus

Soll dann vom Globe-Theatersitz zu sehen sein: der Himmel über Berlin Foto: Ingo Woesner

Schon kurz, nachdem das Globe in London 1599 fertig war, wurde es zum erfolgreichsten Theaterhaus seiner Zeit. William Shakespeare hatte es gemeinsam mit seiner Schauspieltruppe The Chamberlain’s Men erbaut, es wurde sein Haustheater. Selbst von den billigsten Plätzen im Innenhof herrschte große Nähe zwischen Zuschauern und dem Pomp auf der Bühne, den aufwendigen Kostümen und Requisiten wie echten Kanonen und Pferden. Zu manchen Vorstellungen kamen 3.000 Leute ins Vergnügungszentrum der Stadt, wo man gleich nebenan auch Bären und Hunden beim Kämpfen zusehen konnte. Das ist zwar im 1997 wiederaufgebauten Globe in London nicht mehr so, aber Menschen, die es einmal besucht haben, behaupten, dass man den Geist des Elisabethanischen Theaters noch immer spüren könne, das damals neue Theaterverständnis, das einen tollen Raum für die Begegnung der gesellschaftlichen Schichten aufmachte.

Es besteht also Grund zur Freude, dass auch Berlin sein eigenes Globe bekommen soll, wie das sein Initiator und Geschäftsführer, der Regisseur, Schauspieler und Gründer der Shakespeare Company Berlin Christian Leonard will. Seit Ende 2017 sei man mit dem Bezirk in Verhandlung über die Erbpacht, so Leonhard, die Lottomittel für den Bau seien ebenfalls genehmigt. Bereits Ende des Jahres soll das 14,5 Meter hohe und 26 Meter breite runde Haus in Holzbauweise für bis zu 640 Zuschauer in einem Park an der Spree auf der Mierendorff-Insel im nördlichen Charlottenburg aufgebaut werden. Ab 2020 könnte es dann bespielt werden. Leonard hat den Bau 2016 gekauft, als die Stadt Schwäbisch Hall beschloss, das alte aus Holz gebaute Globe durch ein neues Haus nun mit Steinfassade zu ersetzen.

„Ich habe mit 15 meinen ersten Shakespeare gespielt, bin regelmäßig im Globe in London“, sagt Leonard. „Infiziert wurde ich dann vor 20 Jahren, als ich im Globe in Neuss war“ – einem weiteren der zahlreichen Nachbauten, in dem seit 1991 jeden Sommer ein Shakespeare-Festival veranstaltet wird.

Gar nicht nur Shakespeare

Globe:

Im nächsten Jahr soll der Rundbau des Globe Theaters dann in der Charlottenburger Sömmeringstraße 15 stehen, und um zu spüren, wie sich dort Theater und auch Konzerte anfühlen, gibt es in diesem Jahr open-air eine viermonatige Prolog-Saison. Die startet jetzt am Samstag, 1. Juni, um 19.30 Uhr mit "Romeo & Julia". Programm und Info: www.globe.berlin.

Maß für Maß:

Dass sich bei ihr alles um Shakespeare dreht, sagt bereits der Name – die Shakespeare Company Berlin wurde 1999 gegründet, seit 2011 spielt sie im Natur-Park Schöneberger Südgelände auf ihrer eigenen Freilichtbühne, am Dienstag, 11. Juni, startet man mit "Maß für Maß!" in die neue Saison. Info: www.shakespeare-company.de. Verlässlich Shakespeare gucken konnte man eigentlich immer auch beim Monbijou Theater im Monbijoupark, um das es in diesem Jahr bereits heftige Querelen gab. Jetzt steht unter dem Namen Theater an der Museumsinsel ein Neustart an, bei dem mal auf Goethe gesetzt wird: ab Samstag, 8. Juni, gibt es einen "Faust" zu sehen. Info: www.theater-museumsinsel.de.

Komplett:

Shakespeare geht auch unter einem festen Dach: Nicht open-air, dafür komplett bekommt man den Dichter in der Vaganten Bühne, Kantstraße 12, in der auch im Juni (4./5./6.) wieder mal der Renner "Shakespeares sämtliche Werke (leicht gekürzt)" über die Bühne gescheucht wird. www.vaganten.de.

Doch anders als in vielen anderen der Rundtheater soll im Globe Berlin nicht nur Shakespeare gegeben werden. Das mag zum einen daran liegen, dass es bei vielen Theatern in Berlin, die sich auf niedrigschwelliges Volkstheater berufen, schon jede Menge Shakespeare gibt – unter anderem bei der Shakespeare Company, die Leonard bis vor Kurzem noch selbst geleitet hat. Es liegt aber auch an Leonards Theaterverständnis. Für ihn sind andere Stücke gleichfalls zeitlos und voll von modernen Fragestellungen. „Man hat einen älteren Text, bekommt aber Themen, die gerade die aktuellen Schlagzeilen machen“, sagt er. In diesem Sinn wird jetzt das neu gegründete Globe Ensemble auf einer provisorischen Freilichtbühne am zukünftigen Globe-Standort die Arbeit aufnehmen: Am Samstag startet man mit Shakespeares „Romeo und Julia“, ab Mitte Juni ist mit „Über die Verführung von Engeln“ ein Stück mit Liedern und Texten von Bertolt Brecht zu sehen, im Juli „Nach dem Kuss“, ein Stück des Dramatikers und Hörspielautors Oliver Bukowski aus dem Jahr 2006. Außerdem soll es auch in der Prolog-Saison Konzerte geben.

Und noch einen Unterschied zur üblichen Flut von Shakespeare, dem nach wie vor meistgespielten Autor der Welt, wird es geben: Während andere im Vertrauen auf die Lust des Publikums auf beschwingtere Stoffe in lauen Sommernächten ihren Shakespeare vor allem von Mai bis Oktober spielen, wird das Globe Berlin auch im Winter Programm machen, zumindest auf der Werkstattbühne.

Und was sagt Christian Leonard zum Dünkel vieler Theaterfans, denen die Bühnenkunst à la Shakespeare Company oder dem Monbijou-Theater oft zu schenkelklopfend daherkommt? „Wir wollen für alle Altersgruppen da sein, für Menschen aus den unterschiedlichsten Kulturen und mit unterschiedlichstem Bildungshintergrund“, so der Theatermacher. Er begreift sein Globe eher als eine Mischung aus Theaterhaus und Stadtteilprojekt, in dem die Stücke auch auf Englisch aufgeführt werden können. Was durchaus seine Berechtigung hat in einer Stadt, die sich gerade so öffnet wie Berlin.

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