Mietshaus ohne Mieter

GÜNSTIG Das Freiburger Mietshäuser Syndikat hilft dabei, Wohnraum dem profitorientierten Wohnungsmarkt zu entziehen. Auch beim Hausprojekt in der Malmöer Straße stand dieser Gedanke Pate

Das Hausprojekt in der Malmöer Straße 29 ist keine gewöhnliche Baugruppe: Zwar sind die 18 Bewohnerinnen und Bewohner selbst Bauherren – an Wohneigentum sind sie nicht interessiert. Es ist ein Mietshaus ohne einen Vermieter, der über die Köpfe der Bewohner hinweg Entscheidungen fällt – oder nach Gutdünken die Miete erhöht.

Formal ist das Hausprojekt eine GmbH mit zwei gleichberechtigten Gesellschaftern: dem Hausverein und dem Freiburger Mietshäuser Syndikat. In das Selbstverwaltungsrecht der BewohnerInnen greift das Syndikat nur in zwei Ausnahmefällen ein – wenn der Hausverein in finanzielle Not gerät. Oder wenn er das Haus verkaufen will.

Doch ein solcher Verkauf des Hauses ist nicht vorgesehen. Ziel des in den 90er Jahren gegründeten Syndikats ist, Wohnraum dem freien Markt zu entziehen. Ist ein Haus erst einmal im Syndikats-Verbund, wechseln nur noch die Mieter.

Unschlagbar für einen Neubau sind die Mieten. Die liegen in der Malmöer Straße 29 im Bezirksdurchschnitt – mit einer Nettokaltmiete von 5,92 Euro pro Quadratmeter. Ab 2015 steigen sie auf 7,20 Euro. Durch das besondere Modell bleiben die selbst festgelegten Mieten aber stabil. In einigen Jahren dürfte der Preis für Prenzlauer Berg sehr günstig sein.

In Berlin und Potsdam gibt es derzeit 14 Hausprojekte des Mietshäuser Syndikats, bundesweit sind es 63. Die Malmöer 29 und ein Projekt in der Lichtenberger Sophienstraße sind dabei die ersten Neubauprojekte.

Der Hausbau schlug mit rund 785.000 Euro zu Buche, mit dem Grundstückspreis beliefen sich die Gesamtkosten auf eine knappe Million. Damit lag der Baupreis unter 1.000 Euro pro Quadratmeter. Drei Viertel des Geldes wurden durch einen Kredit der GLS Bank aufgebracht. Das restliche Viertel brachte das Hausprojekt durch Direktkredite zwischen 800 und 3.000 Euro auf, bei einem Zinssatz von unter 3 Prozent. Ein weiterer Teil stammt aus dem Solidarfonds des Miethäuser Syndikats.

Wenn die Baukosten abbezahlt sind, werden die Bewohner der Malmöer 29 weiter Miete zahlen: für die Betriebskosten, aber auch als Einlage in den Solidarfonds des Mietshäuser Syndikats. NIKOLA ENDLICH