Miese Bilanz der G20 beim Klimaschutz: Die dreckigen zwanzig

Eine neue Analyse zeigt: Trotz aller Klima-Versprechen steigen in den G20-Staaten die Emissionen von Klimagasen weiter an.

Schwerer Smog in der nordchinesischen Stadt Shengfang am 19. Dezember 2016.

Klimasünder China ist von der eigenen Verschmutzung besonders schlimm betroffen Foto: reuters

BERLIN taz | Vier Wochen vor der nächsten UN-Klimakonferenz in Madrid stellt eine Initiative von Experten und Umweltschützern den 20 größten CO2-Verschmutzern unter den Ländern ein vernichtendes Zeugnis aus. „Die CO2-Emissionen aus den 20 größten Volkswirtschaften steigen an“, heißt es im diesjährigen Bericht „Brown to Green“, den das internationale Forschungsnetzwerk Climate Transparency am Montag veröffentlicht. „Keines der Länder hat Pläne für einen Pfad, der die Erderwärmung auf 1,5 Grad begrenzt, obwohl die meisten dafür die technischen Möglichkeiten und ökonomischen Anreize haben.“

Der jährliche „Brown to Green“-Report verfolgt die Fort- und Rückschritte der Industriestaaten auf dem Weg zu einer „grünen“ Weltwirtschaft. Zusammen sind die Staaten der G20 für etwa 80 Prozent der weltweiten Treibhausgase verantwortlich. Für jedes der G20-Länder wie USA, China, Indien, Japan, Russland, Brasilien, Indonesien oder die EU stellen sie Daten zusammen, wie sich die CO2-Emissionen, die Hilfen zur Anpassung an den Klimawandel und die finanziellen Zusagen an arme Länder entwickeln.

Im Rückblick auf 2018 sehen die Autoren fast überall Probleme: Sie monieren steigende Emissionen im Energiebereich (um 1,8 Prozent), weil trotz billiger Erneuerbarer der Energiemix kaum grüner wird. Immer noch 82 Prozent der Energie kommen aus Kohle, Gas oder Öl. Bei den Gebäuden stiegen die Emissionen sogar um mehr als 4 Prozent. Indonesien und die Türkei verfeuern mehr statt weniger Kohle, Staaten wie Australien, China, Indien, Indonesien, Russland, Südafrika und die USA steigerten insgesamt ihren Einsatz von Öl, Gas und Kohle. Die Emissionen aus dem Flugverkehr stiegen in den G20-Staaten steil an. „Der Einsatz von Treibstoffen mit niedrigem CO2-Fußabdruck im Verkehr liegt bei 6 Prozent“, heißt es. „Das muss sich für die Einhaltung der Klimaziele bis 2050 verzehnfachen.“ Neue Autos mit Verbrennungsmotor müssten bis 2035 verboten werden.

Der Klimawandel geht allerdings auch an den G20-Staaten nicht spurlos vorüber. Extreme Wetterlagen kosteten in den Ländern im Schnitt jährlich 16.000 Menschenleben und 142 Milliarden Dollar an Schäden, heißt es im Bericht. Positiv wird vermerkt, dass sich die direkten staatlichen Subventionen für Fossile von 248 Milliarden Dollar in 2013 bis 2018 auf 127 Milliarden praktisch halbiert haben. Teilweise wurden die Vergünstigungen tatsächlich gestrichen, teilweise wurden Öl, Gas und Kohle einfach billiger. 70 Prozent aller CO2-Emissionen in den G20 unterliegen keinem CO2-Preis.

Auch Deutschland schneidet schlecht ab

Etwa die Hälfte der G20-Staaten, darunter China, die EU, Indien und Saudi-Arabien, werden nach dieser Analyse trotz mageren Resultaten bei den CO2-Reduzierungen ihre Klimaziele aus dem Pariser Abkommen erreichen. „Das zeigt, dass diese Ziele noch nicht die höchstmögliche Ambition zeigen“, heißt es diplomatisch im Bericht. Denn viele Länder haben nur leicht erfüllbare Ziele ausgegeben.

Und das ist auch einer der wenigen Lichtblicke, die die Autoren der Studie sehen: „Wir haben die Hoffnung, dass sich die Staaten 2020 zu höheren Zielen verpflichten“, sagt Avlaro Umana, einer der Autoren. „Viele Ziele sind so schwach, dass sie leicht zu steigern sind“, sagt auch Jan Burck von der Entwicklungsorganisation Germanwatch, die am Bericht mitarbeitet. Oft seien sogar einfach Maßnahmen noch nicht ergriffen. Für Deutschland kritisiert Germanwatch, die Klimaziele für 2030 erfüllten nicht das Pariser Abkommen, „und das Klimapaket der Regierung verpasst sogar dieses schwache Ziel“.

Der Bericht will die G20 zu mehr Ehrgeiz bewegen, weil 2020 international wichtige Entscheidungen fallen: Im November nächsten Jahres sollen die UN-Staaten fünf Jahre nach Paris ihre Klimapläne zum ersten Mal verschärfen. Allerdings ist die Lage dafür denkbar ungünstig: Den Vorsitz bei G20 und G7 haben 2020 zwei bekennende Klimasünder: Saudi-Arabien und die USA.

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