NATALIE TENBERG DER WOCHENENDKRIMI
: Spielen Sie Federball!

Die CIA wäre, ginge es nach dem Film „Der Mann, der niemals lebte“ von Ridley Scott aus dem Jahr 2008, ein Schnarchladen. Da verfügen sie über hochpräzise Drohnen, können falsche E-Mail-Accounts in saudische Hände spielen – und verschlafen dennoch eine ärztliche Beratung ihrer Agenten. Dabei hätte ein Blick in ein reisemedizinisches Handbuch gereicht, um zu sehen, dass Risikogruppen bei der Einreise nach Jordanien eine Tollwutimpfung empfohlen wird.

Superagent Roger Ferris (in Obdachlosenoptik: Leonardo DiCaprio), wird von seinem Chef (Russel Crowe) zu einer Operation in die jordanische Hauptstadt geschickt. Dort soll er helfen, ein Nest islamistischer Terroristen auszuheben. Vorher hat er sich ordentlich im Irak zerlegen und wieder zusammenflicken lassen. Soll wohl heißen: Ferris kann einstecken. In Amman aber lässt er sich bei einer Verfolgungsjagd vom Hund beißen und muss sich rasch gegen Tollwut impfen lassen. Beim Arzt trifft er auf die schöne Krankenschwester Aisha. Er umwirbt sie, erfindet zwischenzeitlich einen Terrornetzwerkchef (daher der Name des Films) und lässt sich hin und wieder von seinem Chef streng über den Rand der Lesebrille betrachten. Das langweilt, genau wie die Einstellungen von schwarzen Vehikeln, die immerzu irgendjemandem irgendwohin karren, damit man ihm dort übel mitspiele. Sie ahnen vielleicht: Auch Ferris’ Geliebte wird angeblich Opfer einer Entführung und selbstverständlich riskiert er für sie Kopf, Kragen und eine ausgeprägte Zornesfalte.

Dieser Film funktioniert nach allen Regeln eines Agententhrillers. Aber am Ende bringt er Ihnen noch weniger als die Dose Cashewkerne, die Sie währenddessen wegknabbern. Wenn Sie Ihren Abend genießen wollen, spielen Sie lieber eine Runde Federball im Hof. Und kontrollieren Sie vor Ihrer nächsten Reise Ihren gelben Impfpass. Das könnte Ihnen einigen Ärger ersparen.

„Der Mann, der niemals lebte“; Sonntag, 20.15 Uhr, Pro 7