Der Nachfolger

Wer mit dem saudischen Königreich ins Geschäft kommen wollte, der kam schon in den letzten Jahren an ihm schon nicht mehr vorbei. Abdallah Ibn Abdul Aziz Abdallah galt bereits seit Mitte der 90er-Jahre als inoffizielles Staatsoberhaupt.

Der 80-jährige neue König wird als zurückgezogen, gottesfürchtig, ehrlich, volksnah und als moderater Reformer eingeschätzt. Früher war er gelegentlich in einem der modernen Einkaufszentren bei Pommes frittes, Pizza oder Eis anzutreffen, eifrig ins Gespräch mit seinen Untertanen vertieft.

Nicht nur die ersten Kommunalwahlen des Landes im Frühjahr tragen Abdallahs Handschrift. Er forderte auch immer wieder eine größere Rolle für die Frauen in der saudischen Gesellschaft. „Wir werden die Türen für Frauen öffnen, damit sie für die Nation ihren vollen Beitrag leisten können“, ließ Abdallah in einer viel beachteten Rede vor sechs Jahren verlauten. Im stockkonservativen saudischen Königreich, wo Frauen weder Autofahren dürfen noch ohne die Zustimmung ihrer Männer vereisen können, fast schon aufrührerische Worte. Nachdem die saudische Presse die Rede zunächst vorsichtshalber ignoriert hatte, wurde sie auf Druck Abdallahs am Ende doch abgedruckt und entfachte erwartungsgemäß eine heftige Debatte. Des Landes oberster religiöser Würdenträger fühlte sich veranlasst, erneut zu betonen, dass der Platz der Frauen einzig und allein zu Hause sei.

Ökonomisch dürfte der sparsame Abdallah neue Töne anschlagen. „Die Tage des Ölbooms sind vorüber“, lautete schon seine Botschaft als Kronprinz. Die 7.000 Mitglieder der königlichen Familie fürchten gar in Zukunft für Telefongespräche, Strom und die Benutzung der nationalen Fluglinie zur Kasse gebeten zu werden. Wie weit sich Abdallahs möglicher Hang zur Reform durchsetzen wird, hängt allerdings nicht zuletzt davon ab, welche Grenzen ihm der allmächtige Familienrat setzen wird.

In seiner bisherigen Funktion als Kronprinz stand er der 57.000 Mann starken Nationalgarde vor, dem Wächter über die innere Sicherheit der Monarchie. Eine Truppe, die von den Amerikanern bewaffnet und ausgebildet wird. Das sieht Abdallah ganz pragmatisch, und um das Image zu wahren, bestand er stets darauf, dass die amerikanischen Ausbilder auch im Dienst Zivilkleidung zu tragen haben.

Internationale Aufmerksamkeit erlangte seine Nahost-Friedensinitiative im März 2002. Dort bot er Israel eine Normalisierung der Beziehungen an, wenn sich Israel aus den 1967 besetzten arabischen Gebieten zurückzieht. KARIM EL-GAWHARY