Die Nöte der Konkurrenz

Untreue und Bestechlichkeit gibt es nicht nur bei DaimlerChrysler

BERLIN ■ taz Bereits seit Anfang des Jahres erschüttert eine Korruptionsaffäre den Automobilkonzern Volkswagen. Im Dezember 2004 wird bekannt, dass zwei niedersächsische SPD-Landtagsabgeordnete parallel für VW arbeiten. Bis heute weigern sie sich, Gehälter im Umfang von 766.000 Euro zurückzuzahlen.

Der Verdacht eines VW-SPD-Gewerkschaftsfilzes erhärtete sich dann im Juni. Im Mittelpunkt der laufenden Ermittlungen stehen der am 15. Juni zurückgetretene Ex-Skoda-Personalchef Helmuth Schuster und der entlassene VW-Personalmanager Klaus-Joachim Gebauer. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts auf Betrug und Untreue. Die beiden Manager sollen Gelder, die eigentlich VW oder der tschechischen VW-Tochter Skoda zugestanden haben, über ein Netz von Tarnfirmen in Indien, Angola, Tschechien, Luxemburg und der Schweiz auf private Konten umgeleitet haben. Außerdem verlangte Schuster von der Regierung des indischen Bundesstaats Andhra Pradesh 2 Millionen Euro, damit VW dort ein Werk errichtet. Auch Zulieferer erwähnten Schmiergeldforderungen.

Der VW-Konzern erstattete umgehend Anzeige gegen Schuster und Gebauer und beauftragte die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG, die Vorgänge zu prüfen. Darüber hinaus räumte der inzwischen zurückgetretene Betriebsratschef Klaus Volkert ein, an der Firma F-Bel in Tschechien, die sich um Aufträge der VW-Tochter Skoda bewerben wollte, beteiligt gewesen zu sein. Auch von „Lustreisen“ für Betriebsräte ist die Rede. Im Gegenzug seien die Betriebsräte oft bereit gewesen, auf Vorstandslinie zu argumentieren. Eine Brasilianerin, zu der Volkert ein „persönliches Verhältnis“ gehabt haben soll, sei mehrmals auf VW-Kosten nach Deutschland geflogen. Im Zuge der Affäre trat auch VW-Personalchef Peter Hartz zurück. Verschiedene Medien hatten berichtet, Hartz habe die „klare Anweisung“ gegeben, dem Betriebsrat ein Dienstreisenbudget zur Verfügung zu stellen, dessen Verwendung nicht kontrolliert würde. Eine firmeninterne Revision bei VW brachte zahlreiche Fälle von überhöhten Spesen- und Reisekostenabrechnungen ans Licht. Darunter waren auch Quittungen, die Hartz abgezeichnet hatte.

Auch beim Münchner Autokonzern BMW geriet nun ein Manager in den Verdacht der Bestechlichkeit. Der 54-jährige BMW-Einkaufsmanager Günther L. soll nach Recherchen der Süddeutschen Zeitung von 2000 bis 2003 in drei Fällen insgesamt rund 100.000 Dollar per Scheck von Peter M., dem Chef des ostdeutschen Unternehmens M&H mit Sitz in Neuensalz, angenommen haben. Im Gegenzug soll er Aufträge der BMW-Marke Mini bevorzugt an den sächsischen Zulieferbetrieb vergeben haben. Beide Männer wurden wegen des Verdachts der Bestechlichkeit dem Haftrichter vorgeführt. BMW geht bisher davon aus, dass es sich nicht um eine Affäre größeren Ausmaßes handelt. Zuletzt hatte BMW im Januar 2003 gegen einen Manager Anzeige erstattet, der bestimmte Softwarefirmen bei Aufträgen bevorzugt haben soll. FABIAN KRÖGER