Überblick zu Corona in Deutschland: Bayern macht Ernst

Steigende Infektionszahlen, die Rückkehr alter Regeln und Spahns neue Teststrategie: Ein Überblick über die Corona-Situation am Dienstag.

Zwei Männer in Lederhosen halten Bierflaschen in den Händen

In Bayern gilt künftig auch ein Alkoholverbot Foto: Peter Kneffel/dpa

MÜNCHEN dpa/afp | In besonders von der Coronapandemie betroffenen Kommunen in Bayern gilt künftig nicht nur eine Maskenpflicht auf stark besuchten öffentlichen Plätzen, sondern auch ein Alkoholverbot. Das hat das bayerische Kabinett am Dienstag in München als Reaktion auf die teils wieder stark steigenden Infektionszahlen in dem Bundesland beschlossen.

Demnach soll immer bei einer Überschreitung von 50 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in einer Region in sieben Tagen ein Maßnahmenpaket greifen, welches auch eine Sperrstunde zwischen 23.00 und 6.00 Uhr vorsehen kann. Prinzipiell war dies bisher zwar auch möglich, die neue Regelung der Staatsregierung sieht aber vor, dass die Kommunen klarer angehalten werden, die Maßnahmen auch umzusetzen.

Nach Ansicht von Ministerpräsident Markus Söder sind nach wie vor „sehr viele“ Urlaubsrückkehrer verantwortlich für die aktuell hohen Corona-Zahlen in Bayern. Der CSU-Politiker sprach zudem von einem übermäßigen Leichtsinn bei vielen Menschen. „Die Zahl derer, die über Leichtsinn sich infizieren, wächst.“ Dies zeige sich an der hohen Zahl junger Infizierter – da gebe es bei manchen noch kein starkes Bewusstsein für die Gefahr von Corona.

Wegen eines deutlichen Anstiegs der Corona-Neuinfektionen hat auch die nordrhein-westälische Stadt Hamm am Dienstag ihre Pandemieauflagen weiter verschärft. Im öffentlichen Raum dürfen nur noch fünf Menschen oder Menschen aus zwei Haushalten zusammenkommen, wie ein Stadtsprecher am Dienstag mitteilte. Außerdem gilt an weiterführenden Schulen wieder eine Maskenpflicht im Unterricht. Die Regelungen gelten zunächst für zwei Wochen.

Kritik und Lob für an Spahns Ideen

In der 180.000-Einwohner-Stadt in Westfalen lag die Siebentageinzidenz demnach am Dienstagmittag bei 87,1 und damit so deutlich über dem kritischen Wert 50 wie derzeit sonst nirgendwo im Bundesgebiet. Das bedeutet, dass es in Hamm binnen einer Woche je 100.000 Einwohner rechnerisch 87,1 Neuinfektionen gab. Am Montag hatte die Stadt den Inzidenzwert noch mit 70,9 angegeben.

Hamm hatte bereits am Montag erste Corona-Auflagen mit sofortiger Wirkung verschärft. So sind nun private Feiern mit geselligem Charakter wie runde Geburtstage, Hochzeiten und Jubiläen ab 25 Teilnehmern anzeigepflichtig. Ab 50 Teilnehmern bis zur Obergrenze von 150 Teilnehmern müssen Feiern von der Stadt genehmigt werden.

Um die Coronapandemie in Deutschland zu bekämpfen will Gesundheitsminister Jens Spahn ab Oktober verstärkt neben den üblichen Corona-Tests auch Schnelltests einsetzen, die für Reisende und in Pflegeeinrichtungen genutzt werden sollen. Es gebe jetzt europäische und transatlantische Hersteller, die diese Schnelltests monatlich in „nennenswerter Größenordnung zur Verfügung“ stellen könnten, sagte der CDU-Politiker am Dienstag auf einer deutsch-französischen Parlamentarierversammlung in Berlin. Die Qualität der Schnelltests sei zwar noch nicht so gut wie die von normalen PCR-Tests. „Aber sie ist gut genug“, fügte er hinzu.

Ein anderer Teil von Spahns Corona-Strategie stößt derweil bei Ärzteverbänden auf unterschiedliche Reaktionen. Spahn hatte am montag angekündigt, im Herbst flächendeckend Fieberambulanzen für Atemwegserkrankungen einzurichten. Die Vorsitzende des Marburger Bunds, Susanne Johna, bezeichnete solche Anlaufstellen als sehr sinnvoll. „Es gilt unbedingt zu vermeiden, dass Patienten mit anderen Erkrankungen sich scheuen, zum Arzt oder in die Klinik zu gehen“, sagte sie der „Passauer Neuen Presse“ (Dienstag).

Klare Ablehnung äußerte dagegen der Kinder- und Jugendärzteverband (BVKJ). Dessen Präsident Thomas Fischbach erklärte am Dienstag in Köln, es sei zu erwarten, dass Säuglinge und Kleinkinder mit ihrer hohen Infektzahl im Herbst und Winter den größten Patientenanteil in solchen Ambulanzen ausmachen dürften. Doch auf die Bedürfnisse der kleinen Patienten seien solche Ambulanzen nicht eingestellt. Das ganzheitliche Betreuungskonzept in den Kinderarztpraxen werde empfindlich gestört, mahnte er.

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