Medien-Kunst schafft mehr Arbeit

Ärger mit dem Landesrechnungshof: Die Kölner Kunsthochschule für Medien führte keine Inventarlisten

Aus Sicht des Landesrechnungshofes NRW (LRH) hat die Kunsthochschule für Medien (KHM) in Köln zu viele fette Jahre hinter sich – bei einem Etat von 11.8 Millionen Euro per annum. In seinem „Prüfbericht 2004“ monierte der LRH, dass die Hochschule seit ihrer Gründung 1990 weder ihre sachlichen noch ihre personalen Ressourcen „in nach Haushaltsrecht vorgeschriebenen zentralen Verzeichnissen“ inventarisiert habe. Zudem hätte die KHM keine Auskunft darüber geben können, ob das Lehrpersonal „ausgelastet“ war: „Nachweise über die konkrete Durchführung von Lehrveranstaltungen wurden nicht geführt“, so die Prüfer. Sie bemängelten auch, dass bei 50 Lehrkräften und 264 Studierenden in 2003 auf jede Lehrperson rechnerisch nur 5,3 Studierende kamen.

Rektor Andreas Henrich und Kanzler Heiner Simons weisen den Vorwurf der Steuerverschwendung zurück. Sie sind dabei Versäumtes nachzuholen. „Die von vorneherein sehr projektbezogene Arbeit lässt sich nicht per Stechuhr erfassen“, sagt Henrich. Eine Kunsthochschule sei keine Massenuniversität. Und brauche Freiräume für künstlerisches Schaffen. Auch bei der Analyse der Lehrkräfte gingen die Landes-Prüfer von falschen Parametern aus. Ab Herbst 2005 habe man über 300 Studenten und ein Betreungsverhältnis von 1:10. Im übrigen sei intensive Betreuung für künstlerische Bildung die Vorgabe des Wissenschaftrates in der Gründungsphase gewesen.

Offenbar liegen die Rechenschieber des Rechnunghofes quer zu einem Konzept, das keine spezialisierte Lehre für die vier Fächergruppen Film/Fernsehen, Mediengestaltung, Medienkunst und Kunst- und Medienwissenschaft vorsieht. In Köln sollen die StudentInnen „mit einer integrativen Sichtweise konfrontiert werden“ – mit direktem Blick auf freie künstlerische Praxis, die Arbeit in großen Medien-Institutionen und zugleich auf die heterogene Struktur der mittelständischen Kulturwirtschaft. Starr fixierte Berufsziele gibt es nicht. „Der Mediensektor insgesamt bringt immer wieder neue berufliche Perspektiven hervor, auf die wir uns einstellen müssen,“ sagt Henrich.

Dennoch wird sich die Kunsthochschule für Medien mit neuen Rahmenbedingungen auseinander setzen müssen. Dazu gehört auch ein neues Hochschulgesetz, das Künstler zu Bachelors und Masters machen und den künstlerischen Weiterbildungsstudiengang komplett durch Studiengebühren finanziert sehen will. Mit Folgen auch für das Postgraduiertenstudium. Dazu will die schwarz-gelbe Regierungskoalition den Aufbau einer Filmhochschule in Köln. Doch ohne die KHM und die Internationale Filmschule ist das neue Konzept nicht denkbar. Noch bestehen beide Institute auf Eigenständigkeit.

„Wir haben uns tatsächlich ein bisschen eingeigelt“, gesteht Henrich mit Blick auf die Lokalitäten der Hochschule in der Kölner Altstadt. Die kleine Elite-Uni liegt dort verstreut an zehn Standorten. Der bekannteste ist das historische Overstolzenhaus, hinter dessen 700-jähriger Fassade bislang Medienlabors, Studios und eine kleine Aula untergebracht waren. Mit der Vorort-Situation sind die ProfessorInnen und ihre StudentInnen des Studiengangs Audioviduelle Medien durchaus zufrieden, auch weil ihnen immer internationale Reputation bestätigt wird. Allein im ersten Halbjahr 2005 ging ein wahrer Preisregen auf 50 Projekte von Studierenden nieder.

Jetzt kam noch das elfte Gebäude in der Altstadt dazu. Geöffnet wurde es für die Öffentlichkeit am vergangenen Wochendende bei der „Altitude 05“, den Tagen der offenen Tür an der Kunsthochschule. Im neuen Haus sind Studios, Medienlabors, eine Cafetaria und eine neue Aula untergebracht. Wenn die KHM am Standort Flagge zeigt, könnte das vielleicht auch der Stadt Köln auffallen, die ihre Hochschule kaum zur Außendarstellung nutzt.

PETER HANEMANN