Jahrestag der Sozialproteste in Chile: Mindestens zwei Kirchen in Brand

25.000 Menschen demonstrierten in Santiago – weitgehend friedlich. Doch gegen Abend kam es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen mit der Polizei

Ein Feuerwehrmann steht vor der Kirche Parroquia de La Asunción, die in Flammen steht

Die Kirche Parroquia de La Asunción in Flammen Foto: dpa

QUITO/SANTIAGO DE CHILE epd | In Chile ist es ein Jahr nach Beginn der sozialen Unruhen erneut zu gewaltsamen Ausschreitungen gekommen. In der Hauptstadt Santiago zündeten Unbekannte am Sonntag zwei Kirchen an, darunter auch die institutionell genutzte Kirche der Carabineros, wie die Zeitung „La Tercera“ berichtete. Supermärkte wurden geplündert und Straßenbarrikaden errichtet.

Rund 25.000 Menschen demonstrierten laut lokalen Medienberichten weitgehend friedlich rund um den Platz Baquedano im Zentrum der Stadt. Gegen Abend kam es dann vermehrt zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften. Die Behörden sprachen am frühen Abend von etwa 18 verletzten Beamten.

Viele Demonstranten forderten, bei der Abstimmung am kommenden Sonntag über eine neue Verfassung mit „Ja“ zu stimmen. „Das ist die Chance zu sagen: Es reicht“, sagte Paulina Villarroel, eine 29-jährige Psychologin. „Wir werden mit ‚Ja‘ stimmen.“

Innenminister Víctor Pérez verurteilte die Brandanschläge „auf das Schärfste“ und betonte gleichzeitig, dass die Metro und die gesamte kritische Infrastruktur angemessen geschützt worden seien. Bereits am Freitagabend hatte es im Vorfeld des Jahrestages gewaltsame Proteste gegeben.

Aktuelle Verfassung noch aus Pinochet-Diktatur

Am 18. Oktober 2019 hatten die Proteste nach einer Fahrpreiserhöhung der Metro begonnen und sich massiv ausgeweitet. Mehr als eine Million Menschen gingen gegen die soziale Ungleichheit und für Sozialreformen auf die Straße. Die Regierung unter dem konservativen Präsidenten Sebastián Piñera lenkte im November vergangenen Jahres ein und kündigte die Erarbeitung einer neuen Verfassung an.

Die aktuelle Verfassung stammt noch aus der Zeit der Militärdiktatur unter Augusto Pinochet (1973-1990), der eine neoliberale Politik verfolgte und unter anderem die Altersversorgung sowie das Bildungswesen privatisierte.

Das ursprünglich für April geplante Referendum über die Erarbeitung einer neuen Verfassung wurde wegen der Coronapandemie verschoben und soll nun am 25. Oktober stattfinden.

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