Corona in Spanien: Covid-Hospital wird zur Lachnummer

Noch diesen Monat soll in Madrid ein großes Krankenhaus für Covid-19-Patient*innen eröffnen. Allein: Das Personal dafür fehlt.

Das neue Hospital für Pandemien in Valdebebas, Madrid

Das neue Hospital für Pandemien in Valdebebas, Madrid Foto: J.J. Guillén/imago

MADRID taz | „Eine Heldentat“, über die „die Welt staunen wird“: Wenn Isabel Díaz Ayuso, Regierungschefin der Autonomen Region Madrid, dieser Tage ein Mikrofon in die Hände bekommt, schwärmt sie in höchsten Tönen. Es geht um das Starprojekt der Politikerin der konservativen Volkspartei (PP), die in Koalition mit den rechtsliberalen Ciudadanos und der parlamentarischen Unterstützung der rechtsextremen VOX die Geschicke der spanischen Hauptstadtregion lenkt: um das „Hospital für Pandemien“ im Nordosten Madrids.

Nach etwas mehr als drei Monaten Bauzeit soll die Einrichtung mit 1.000 Betten und 48 Intensivplätzen noch im November eröffnen. Doch statt Lob erntet Díaz Ayuso Kritik: „Nach Flughäfen ohne Flugzeuge kommen jetzt Krankenhäuser ohne Personal“, beschwert sich die Sprecherin der Oppositionspartei Más Madrid.

Denn für das neue Hospital wird kein zusätzliches Personal eingestellt. Ärzte und Pfleger sollen aus anderen Krankenhäusern abgezogen werden. Weil sich kaum jemand freiwillig meldet, drohen jetzt Zwangsversetzungen. „Sie holen Personal aus Zentren, die am Rande des Kollapses stehen“, erklärt ein Sprecher der Krankenpflegergewerkschaft SATSE.

In Madrid fehlt es an allen Ecken und Enden an Gesundheitspersonal. Neueinstellungen blieben großteils aus. Über 70 Zentren für Grundversorgung in Stadtteilen und Dörfern sind seit Frühjahr geschlossen, weil das Personal zur Covid-19-Bekämpfung abgezogen wurde. In Madrid fehlt es außerdem an Kontaktverfolgern. Der Preis für diese Politik sind 2.700 Tote, seit im August die zweite Welle begann.

Baubranche profitiert

Das neue Hospital wäre gar nicht nötig gewesen. Denn in der Region stehen in mehreren Krankenhäusern ganze Stockwerke und Flügel mit insgesamt 1.700 Betten leer. Es handelt sich um Hospitäler aus dem vergangenen Jahrzehnt, die nie komplett geöffnet wurden. Allein im Arbeiterviertel Vallecas sind trotz Covid-19 Intensivplätze außer Betrieb.

Auch wenn das „Hospital für Pandemien“ die Versorgung nicht verbessert, hat es doch seinen Nutzen: Die Großen der Baubranche – darunter Real-Madrid-Präsident Florentino ­Pérez – haben ordentlich verdient. Der Kostenvoranschlag belief sich auf 51 Millionen Euro. Nur drei Monate später kostete das Gebäude doppelt so viel.

An dem Baugelände wurde schon einmal verdient. Mehrere Justizgebäude sollten entstehen, bevor das Projekt in der Eurokrise eingestellt wurde. Just jetzt, da das Gelände doch noch einen Verwendungszweck gefunden hat, leiten Richter Korruptionsermittlungen gegen Mitglieder der damaligen konservativen Regionalregierung ein.

Díaz Ayuso sucht nun positive Schlagzeilen. Vergangene Woche bot sie an, dass Impfstoffe auf dem Weg vom Flughafen ins Land im neuen Hospital gelagert werden könnten. Die Zentralregierung lehnte aber ab: Es gebe bereits ein Verteilsystem. „Ayusos Krankenhaus wird zur teuersten Lagerhalle Europas“, schimpfte die Opposition.

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