Wohnungsbau in Hamburg: Wilhelmsburgs neue Mitte

Drei Quartiere, die auf den ehemaligen Flächen der Wilhelmsburger Reichsstraße entstehen sollen, stehen kurz vor der Genehmigungsreife.

Animation des neuen Elbinselquartiers

Wohnen am Wasser: So soll es im Elbinselquartier einmal aussehen Foto: IBA Hamburg (Computeranimation)

HAMBURG taz | Noch im kommenden Jahr sollen, so hofft der Chef-Stadtplaner des Bezirks Mitte, Michael Mathe, für drei neue Wilhelmsburger Quartiere die öffentlichen Plandiskussionen stattfinden und jeweils die Vorweggenehmigungsreife erteilt werden, die es Investoren erlaubt, konkrete Bauanträge zu stellen.

Auf dem „Projektdialog Wilhelmsburg“, der am Montagabend nicht vor gut gefüllter Kulisse im örtlichen Bürgerhaus, sondern digital stattfand, stellten die Planer von der städtischen IBA Hamburg gemeinsam mit dem Bezirk den aktuellen Planungsstand vor. Auf 99 Hektar Fläche sollen mit dem Spreehafenviertel, dem Elbinselquartier und dem Wilhelmsburger Rathausviertel drei Stadtteile für rund 4.800 Wohnungen auf den Flächen entstehen, die einst von der Wilhelmsburger Reichsstraße zerschnitten wurden.

Neben der öffentlichen Nahversorgung, Arztpraxen und Sozialeinrichtungen samt elf Kindertagesstätten ist auch ein neues Bildungszentrum mit Grundschule, Stadtteilschule und Gymnasium geplant. Auch mehrere große Sportanlagen soll es geben, darunter ein Quartierssporthaus, das die neue Heimat der Towers-Basketballer werden soll.

Die Bauweise ist fast an allen Stellen zeitgemäß verdichtet: Wohnriegel mit fünf bis sieben Geschossen bestimmen das Bild der neuen Quartiere, nur wenige Reihenhäuser mit zwei bis vier Stockwerken sind geplant. Die neuen Stadtteile werden von Kanälen durchzogen, die vielen ihrer neuen Bewohner das Wohnen am Wasser ermöglichen.

Eigentumswohnungen wird es nicht geben

Christian Hinz, Projekt-Koordinator der Planungsgesellschaft IBA, erklärte auf der Präsentation, „dass wir dort derzeit bei über 40 Prozent gefördertem Wohnungsbau liegen“. 20 Prozent der Wohnungen soll die Saga bauen, 20 Prozent aller Grundstücke werden an Baugemeinschaften vergeben – an Gruppen von Menschen, die zusammen ein Haus bauen und nutzen wollen. Eigentumswohnungen wird es dabei nicht geben. Der Hamburger Senat besteht auf eine zeitlich befristete Erbpacht.

Baubeginn für die Quartiere soll zwischen 2024 im neuen Rathausviertel und 2026 am Spreehafen sein. Dort gibt es die meisten Widerstände gegen die Neubebauung, da dort etwa zehn Hektar Waldfläche plattgemacht werden sollen. Zwar wurden in einer niedersächsischen Gemeinde 20 Hektar Waldausgleichsfläche gesichert, doch die Initiative „Der Wilde Wald bleibt“ ist gegen die geplante Abholzung vor Gericht gezogen und blockiert so derzeit jede weitere Planung.

Die für ein erfolgreiches Bürgerbegehren notwendigen Unterschriften gegen den Kahlschlag aber bekam die Initiative unter Abstands-Sammelbedingungen nicht ganz zusammen. „Ohne das Fällen von 1.000 Bäumen wäre am Spreehafen kein Wohnungsbau und keine Quartiersentwicklung möglich“, erläutert Projektleiter Hinz, weshalb die IBA an den Abholzplänen festhält.

Um jeden Quadratmeter Grünfläche wurde in dem Plangebiet auch an anderen Stellen gerungen. Neben den Waldflächen fallen auch Kleingartenflächen durch Nachverdichtung zugunsten des Wohnungsbaus weg. Im Gegenzug wird dafür der Inselpark, der bislang von der Wilhelmsburger Reichsstraße in zwei Teile zerschnitten wurde, zu einem Stück verbunden und so um rund sieben Hektar vergrößert. Damit die neuen Stadtteile auch mit Fahrrädern gut erschlossen werden können, ist quer durch alle drei Quartiere ein „unterbrechungsfreier“ Radschnellweg im Bereich der heutigen Velo-Route geplant.

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