Gewalt nach Abiball in Südafrika: Nur Weiße feierten

In Südafrika ist aus einer zunächst privaten Abiturfeier ein erbitterter Rassismusstreit geworden – zum Teil gewaltsam ausgetragen.

Schüler stehen vor dem Tor einer Schule.

Flucht vor Tränengas: EFF-AnhängerInnen am 20.11. vor der Brackenfell High School in Kapstadt Foto: Mike Hutchings/reuters

KAPSTADT taz | Der Streit über einen vermeintlich rassistischen Abiball sorgt in Kapstadt in Südafrika für Aufregung. Die Auseinandersetzungen gipfelten am vergangenen Freitag in einem wütenden Angriff der linksradikalen Partei Economic Freedom Fighters (EFF) auf einen friedlichen Gegendemonstranten. Die Polizei griff mit Blendgranaten ein und rettete den Mann.

Der Konflikt fußt auf einem privaten Abiball, den Eltern von Abiturient*innen der Brackenfell High School Mitte Oktober organisiert hatten. Die offizielle Veranstaltung hatte die Schule aufgrund der Coronaregularien absagen müssen.

Doch als Anfang November bekannt wurde, dass ausschließlich weiße Schülerinnen und Schüler sowie zwei Lehrkräfte an der Feier teilgenommen hatten, demonstrierten EFF-Mitglieder vor dem Schulgebäude gegen den Ausschluss von Schwarzen. Eine Gruppe aus Eltern und Anwohner*innen des überwiegend weißen Stadtteils Brackenfell stellten sich dem Protest entgegen.

Die Situation eskalierte schnell. Am 9. November bewaffneten sich auf der weißen Eltern- und Anwohnerseite mindestens sieben Männer mit Baseballschlägern oder Metallstangen. Einer riss einem EFF-Anhänger sein rotes Barett vom Kopf und kann auf Youtube-Videos identifiziert werden, wie er während der folgenden Prügeleien mit seinem Baseballschläger auf Demonstrierende einschlug.

Der Streit über den Abiball entblößt die Ressentiments

Seitdem macht die Brackenfell High School landesweit Schlagzeilen. Längst geht es dabei nicht mehr nur um einen Abiball. Die Regierungspartei der Provinz Westkap, die Demokratische Allianz (DA), verglich den EFF bereits am Abend nach den Ausschreitungen mit Nazis.

Der EFF verhöhnte den Nazivergleich als einen verzweifelten Versuch, eine schwindende weiße Wählerschaft halten zu wollen. Obendrein marschierte der linke Pan African Congress vor den Schultoren auf.

Am vergangenen Freitag erschienen schließlich Hunderte EFF-Anhänger*innen in roten T-Shirts und Baretts vor der Schule. Viele hielten hölzerne Schlagstöcke in den Händen. Die Polizei reagierte mit Wasserwerfern und Tränengas.

„Wenn dein Gegner dein Leben bedroht, musst du das Leben deines Gegners nehmen!“, rief EFF-Generalsekretär Marshall Dlamini seinen Gefolgsleuten von einer Bühne entgegen. „Wir sind nicht die Kinder Mandelas. Wir sind radikale Revolutionäre.“

Widersprüchliche Angaben

Die genauen Geschehnisse rund um den Abiball bleiben umstritten. Ein Zwölftklässler betont gegenüber der taz, dass sich die Einladung auch an Schwarze und „Farbige“, wie man in Südafrika Menschen mit asiatischem oder gemischt schwarz-weißem Hintergrund nennt, gerichtet habe.

Ursprünglich hätten Freunde für einen kleinen Kreis geplant, aber „als die Lockdown-Bestimmungen gelockert wurden, haben die Organisator*innen die Feier für alle geöffnet“.

Sein Mitschüler Christiaan hält dagegen, dass sich nicht ausreichend bemüht wurde, die Einladung an alle Absolvent*innen zu verschicken. Der Internetauftritt der Schule offenbart unter 80 gelisteten Lehrkräften und Leitungsmitgliedern keine Schwarzen und nur zwei „Farbige“.

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