Nordderby in der Zweiten Bundesliga: Ein unnützes Unentschieden

Im Zweitliga-Derby trennen sich der FC St. Pauli und Holstein Kiel 1:1 (0:0). Beim Kiez-Club war dem Spiel eine Torwartposse vorausgegangen.

St. Paulis Trainer Timo Schultz gestikuliert am Spielfeldrand.

Musste im Torwart-Streit klein beigeben: St. Paulis Trainer Timo Schultz beim Spiel gegen Kiel Foto: dpa / Christian Charisiusdpa | Christian Charisius

HAMBURG taz | Es ist das Treffen der Überraschungsmannschaften der Zweiten Fußball-Bundesliga. Während der mit Ambitionen in die Saison gestartete FC St. Pauli als Zweitletzter auf einem Abstiegsplatz steht, liefern sich die Kieler ebenso überraschend mit dem HSV ein Fernduell um die Tabellenspitze. Am Samstag am Millerntor war von diesem Tabellen-Unterschied nichts zu sehen. Beide Nordclubs agierten in einer munteren Partie auf Augenhöhe und trennten sich am Ende mit einem gerechten 1:1.

Die Hamburger, deren Trainer Timo Schultz von einer „Top-Leistung“ seines Teams sprach, bleiben nach zwölf sieglosen Spielen in Folge im Tabellenkeller kleben. Kiel hingegen konnte den Ausrutscher des HSV – der nur 1:1 in Nürnberg spielte – nicht nutzen, um an den Hamburgern vorbeizuziehen.

Die Kieler, die nur einen Neuen im Vergleich zur Partie davor aufboten, wirkten eingespielter, während die auf gleich sechs Positionen veränderten Hamburger agiler waren. Besonders den aus Wolfsburg ausgeliehenen Rechtsaußen Omar Marmoush bekamen die Kieler nie in den Griff.

Die Folge: Der Neuzugang erzielte mit einem Schuss aus spitzem Winkel die 1:0-Führung (52.) für die Hamburger und hätte fünf Minuten später den Vorsprung sogar ausbauen müssen, als er allein auf Schlussmann Ioannis Gelios zulief, an diesem aber scheiterte. Fünf weitere Minuten später erzielte auf der anderen Seite der eingewechselte Joshus Mees nach einer feinen Flanke des Ex-St.-Paulianers Finn Bartels den verdienten 1:1-Endstand (62.).

Dejan Stojanovic, der zum ersten Mal den Hamburger Kasten hütete und eine gute Leistung zeigte, war bei diesem Treffer machtlos. Die Torwart-Personalie hatte zuletzt am Millerntor für mächtig Aufregung gesorgt und verbrannte Erde hinterlassen. Vor drei Wochen hatte Trainer Schultz den Keeper Robin Himmelman, der seit achteinhalb Jahren im Verein ist, überraschend und ohne nähere Begründung durch Ersatzkeeper Sven Brodersen ersetzt und aus dem Kader verbannt.

Druck von Sportchef Bornemann

Eine Entscheidung, die dem Vernehmen nach auf Druck von Sportchef Andreas Bornemann fiel, der Himmelmann schon im Sommer durch einen anderen Torwart ersetzen wollte. Bornemann, Triebfeder einer personellen Runderneuerung des Teams, konnte sich damals gegen Schultz nicht durchsetzen, setzte nun aber dem durch die Sieglos-Serie geschwächten Trainer die Pistole auf die Brust – ein Torwarttausch als Bedingung für seine weitere Unterstützung von Schultz in der aufkeimenden Trainerdiskussion. Schultz, der erstmals Coach einer Profi-Truppe ist, wollte seinen Job gern behalten und gab nach.

Am Ende der Posse waren gleich alle drei Torhüter des Teams, von denen nun keiner das Vertrauen bekam, beschädigt und mussten dem Leihtorwart aus Middelsbrough, der eine starke Physis, aber keine Spielpraxis mitbringt, weichen. Und Schultz hat nach sein Kuschen vor Bornemann in der Truppe an Autorität verloren.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.