Malte Göbel hört auf den Sound der Stadt

Der Fluss ist derselbe, aber ans andere Ufer wechselt das „Down By The River“-Festival. Nach dem Aus der beliebten Bar 25 ist der ebenso boomende wie gemütliche Kater Holzig der folgerichtige Ort für das Festival, das dieses Jahr am Samstag 17 Bands und Projekte präsentiert – Underground-Bands, die noch nicht in den Clubs den Fluss runtergedudelt werden und das vor allem wohl auch gar nicht wollen. Darunter etwa The Wave Pictures aus Leicester, die mit ihrer Gitarrenmusik als ewiger britischer Geheimtipp gelten, Frozy mit Lo-Fi-Pop und die Post-Riot-Grrrl-Band Les Kellies aus Buenos Aires. Dazu Newcomer aus Berlin und Musikprojekte, die schon durch ihren Namen auffallen, wie der Berliner Experimentalmusiker Johannes Bügeleisen.

Vom Lo-Fi-Appeal würde Regina Spektor ganz gut zum Down By The River passen: Sie macht unaufgeregten Anti-Folk, pflegt schöne Melodien und sträubt sich gegen die Welt der Erwachsenen. Vielleicht schaut sie am Vorabend ihres Konzerts (Sonntag, 20 Uhr, Tempodrom) vorbei.

Künstlerisch wie moralisch ist die geschlechtliche Identität eines Musikers irrelevant. WTF, würden jetzt einige Fans der US-Punkband Against Me! schimpfen. Sie fürchten, dass sich eine ganze Menge ändern würde, nachdem der vormalige Lead-Sänger nun eine Lead-Sängerin ist, „bizarr“ war noch eine ganz nette Umschreibung. Denn die damals als Tommy Gabel auftretende Musikerin brüllte in Thrash-Manier ins Mikro und pflegte eine Sandpapierstimme, die den frühen Bob Dylan vor Neid erblassen ließe. Kann Laura Jane Grace das auch? Ja. Sie röhrt noch immer ins Mikro, trägt vielleicht die Haare anders und etwas andere Klamotten, aber dieselben Tattoos – Against Me! machen am Dienstag im Postbahnhof Punkrock wie immer. Vielleicht ist das Ding mit der geschlechtlichen Identität tatsächlich oberflächlich irrelevant.

■ Down By The River Festival: Kater Holzig, Sa., 14 Uhr. 18 €

■ Regina Spektor: Tempodrom, So., 20 Uhr. VVK: 32,50/37,50 €

■ Against Me!: Postbahnhof, Di., 21 Uhr. VVK: 16 €