Rüsselsheim soll doch bluten

AUTOKONZERN Nach dem Verkauf von Opel sollen allein in der Rüsselsheimer Zentrale 1.100 Arbeitsplätze wegfallen. Auch Beschäftigte in Spanien sehen sich bedroht und protestieren

Die russische Opel-Käuferin besteht auf einen Technologie-Transfer gen Osten

VON RICHARD ROTHER

Die Umstrukturierungspläne des österreichisch-kanadischen Autozulieferer-Unternehmens Magna für Opel nehmen offenbar Gestalt an. Am Montag sollen laut Medienberichten am Opelstandort Rüsselsheim Manager und Betriebsräte beider Unternehmen zusammenkommen, um über den geplanten Stellenabbau zu beraten. Im spanischen Saragossa kam es am Samstag zu Protesten der Belegschaft gegen die Magna-Pläne. Der russische Magna-Partner, die Sberbank, bekräftigte, dass es beim Kauf von Opel vor allem um einen Technologie- und Know-how-Transfer nach Russland gehe. Der schwer angeschlagene US-Autokonzern General Motors (GM) hatte vor knapp zwei Wochen die Weichen für einen Verkauf seiner Tochter Opel an das Konsortium an Magna gestellt. Dieser wird in Deutschland von Bund, Ländern und Gewerkschaften trotz des angekündigten Arbeitsplatzabbaus begrüßt, da die Alternativen noch mehr Jobs in Deutschland kosten würden und ganze Fabrikstandorte geschlossen werden könnten.

Magna will in Europa rund 10.500 Stellen streichen, davon 4.500 bei Opel in Deutschland. Vom Arbeitsplatzabbau sind alle europäischen Standorte außer Eisenach betroffen, das von Produktionsverlagerungen aus Saragossa profitieren soll. Das Opel-Werk Antwerpen steht ganz vor dem Aus. Für Bochum ist laut Magna-Konzept der Wegfall von rund 2.000 Stellen, für Kaiserslautern von knapp 300 Stellen und für Rüsselsheim von 700 Stellen vorgesehen. In Rüsselsheim sollen zudem rund 1.100 Jobs in der Verwaltung wegfallen.

In Saragossa gingen am Samstag mehrere tausend Opel-Beschäftigte auf die Straße, um gegen einen drohenden Stellenabbau zu protestieren. Auf Transparenten war unter anderem zu lesen: „Wenn das nicht in Ordnung gebracht wird, gibt es Streik, Streik, Streik“. Spanische Gewerkschafter erklärten, Saragossa sei das effizienteste GM-Werk in Europa.

Die russischen Partner des Opel-Käufers Magna pochen indes auf einen Zugriff auf die Technologie des Rüsselsheimer Autokonzerns. Ohne einen Transfer des technischen Wissens nach Russland sei das Geschäft wertlos, betonte Sberbank-Chef German Gref am Wochenende. Zuvor hatte der russische Ministerpräsident Wladimir Putin betont, wie wichtig Technologietransfers wie bei Opel für sein Land seien. „Wir brauchen nicht so sehr das Geld, aber vor allem das Wissen und die Erfahrung wichtiger internationaler Akteure“, sagte er. Ähnliche industriepolitische Argumente dürften auch bei der Übernahme der mecklenburgischen Wadan-Werften in Wismar und Rostock-Warnemünde durch Witali Jussufow, Sohn des ehemaligen russischen Energieminister Igor Jussufow, gespielt haben. Schließlich gilt die russische Werftindustrie als marode.