Aktion von Ende Gelände: Klimaaktionismus global

„Ende Gelände“ macht dem flüssigen Erdgas eine Kampfansage. Damit geht es in die zweite große Runde gegen fossile Brennstoffe – diesmal international.

Protest vo reinem Gebäude mit Transparent.

FFF-Proteste gegen Fracking und LNG vor dem Firmensitz des Kreuzfahrtunternehmens Aida im Januar Foto: Bernd Wüstneck/dpa/picture alliance

Wenn „Ende Gelände“ flüssiges Erdgas (LNG) zum neuen Ziel des Protests erklärt, unternimmt die Klimabewegung in Deutschland einen klugen Schachzug. Einmal, weil der Kohleausstieg zwar viel zu spät kommt, aber doch besiegelt ist, und der Protest im rheinländischen Kohlerevier erschöpft ist. Vor allem aber, weil das Thema LNG Potenzial für eine europäische und schließlich eine globale Bewegung hat.

Zu recht müssen sich Ende Gelände und Fridays for Future mit dem Vorwurf auseinandersetzen, dass sie eine überwiegend weiße, gebildete und ökonomisch gut situierte Bevölkerungsschicht repräsentieren. Doch die Ak­ti­vis­t*in­nen haben das erkannt und handeln entsprechend.

Sie bemühen sich in den letzten Jahren verstärkt darum, auch nicht-weiße Personen als Spre­che­r*in­nen aufzustellen und sich auf die Klimafolgen zu konzen­trieren, die Menschen im globalen Südens besonders hart treffen. Gleichzeitig gingen sie auf die Gewerkschaften und Sozialverbände zu, um auch Nicht-Akademiker*innen einzubinden.

LNG ist in Deutschland schwer vermittelbar. Schiffe, die mit LNG fahren statt mit Schweröl und Marinediesel, tragen tatsächlich zur Verbesserung der Luftqualität in norddeutschen Küstenstädten bei. Global gesehen ist ein Ausbau der LNG-Infrastruktur jedoch fatal. Ein Großteil des importierten Erdgases kommt aus den USA und Argentinien, wo europäische Konzerne wie Total oder Wintershall ganze Regionen zerstören – mit Frackingmethoden, die in Deutschland verboten sind.

Wenn sich europäische Länder CO2-ärmerer „Übergangstechnologien“ bedienen und dabei anderswo die Zerstörung von Lebensgrundlagen in Kauf nehmen, verstärken sie die Klimaungerechtigkeit und halten koloniale Ausbeutung aufrecht. Zudem heizt das beim Transport von Flüssiggas freigesetzte Methan die Atmosphäre noch stärker auf als CO2. Höchste Zeit also, dass die deutsche Klimabewegung über den Tellerrand guckt und globale Gerechtigkeit fordert.

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Jahrgang 1986, hat Kulturwissenschaften in Lüneburg und Buenos Aires studiert und wohnt auf St. Pauli. Schreibt meistens über Innenpolitik, soziale Bewegungen und Klimaproteste, Geflüchtete und Asylpolitik, Gender und Gentrification.

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