In Berlin startet die Konzertsaison: Ab jetzt wieder: So viele Noten!

Mit dem Musikfest startet die Konzertsaison in Berlin. Es kündet auch von so etwas wie Normalität im Berliner Kulturbetrieb.

Das Ensemble Modern spielt in der Berliner Philharmonie

Musikfest-Auftakt mit dem Ensemble Modern Foto: Astrid Ackermann

BERLIN taz | Mit dem Musikfest Berlin, das gerade begonnen hat, scheint endlich so etwas wie Normalität in den Berliner Kulturbetrieb zurückzukehren. Anders als im letzten Jahr, als internationale KünstlerInnen nicht anreisen konnten und die Zusammenrottung zu größeren Klangkörpern eh verboten war, ist nun wieder alles erlaubt. Natürlich, versteht sich, unter Auf­lagen.

An den Eingängen zur Philharmonie bilden sich lange Schlangen, denn vor dem Einlass steht die 3G-Kontrolle. Drinnen sitzt das ausgedünnte Publikum versetzt platziert. Auf den leeren Plätzen lassen sich Jacken ablegen, was viele gern wahrnehmen. Niemand schnauft einem in den Nacken, und sowieso traut sich kein Mensch mehr, in einem Konzert zu husten. Ein Schachbrettmuster aus weißen FFP2-Masken, die das ganze Konzert hindurch vom Publikum zu tragen sind, leuchtet matt im Halbdunkel des Konzertsaals. Die neue Normalität hat surrealistische Elemente.

Doch so schön das alles ist, muss man sich erst einmal daran gewöhnen, dass es nun wieder so viel zu verpassen gibt. Wie schon in jedem Jahr bis vor Corona läutet das Musikfest die Konzertsaison ein, die an allen Häusern der Stadt gleichzeitig beginnt.

Dieses Jahr mit besonderer Wucht, auch weil es Jubiläen zu feiern gibt: unter anderem im Radialsystem, das fünfzehn Jahre alt wird und sich aus diesem Anlass vom 10. bis zum 12. September ein dreitägiges multikulturelles Festprogramm gönnt. Ein deutlich älterer Jubilar ist das Konzerthaus, das bereits im Mai sein 200-jähriges Bestehen mit großem Programm hätte begehen wollen. Das durfte es jetzt zur Saisoneröffnung mit dem gebotenen Aplomb nachholen.

OMG, was für eine Energie!

Und wie um die eigene Altehrwürdigkeit zu konterkarieren, wurde nur Tage später eine Pressemitteilung verschickt, der zu entnehmen war, dass ab der Saison 2023/24 dem Konzerthausorchester erstmalig eine Maestra vorstehen wird! Joana Mallwitz, bisher Generalmusikdirektorin in Nürnberg und 35 Jahre jung, folgt für mindestens fünf Jahre Christoph Eschenbach als Chefdirigentin nach. Das ist ein wahrhaft großer Coup. Mallwitz, eine tolle Musikerin und mitreißende Musikvermittlerin, wird die öffentliche Wahrnehmung des Konzerthauses enorm steigern.

Derweil lassen aber auch die Alten es noch richtig krachen. Martha Argerich (80) und Daniel Barenboim (78), die kommenden Mittwoch beim Musikfest mit der Staatskapelle und einem gemeinsamen Schumann-Abend auf dem Plan stehen, treten vorab an diesem Wochenende mit einem vierhändigen Debussy-Klavierprogramm im Boulez-Saal an. „Aufgrund der hohen Nachfrage“, verkündet dessen Website, habe sich das Duo spontan entschlossen, das Programm zweimal hintereinander zu präsentieren.

OMG, was für eine Energie! Und unsereins ist schon vom Studium der vielen Konzertprogramme erschöpft.

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