NATALIE TENBERG DER WOCHENENDKRIMI
: Blut im Ausflugsboot

Der größte holländische Krimierfolg liegt schon ein paar Jahre zurück. „Verfluchtes Amsterdam“ (Regie und Buch: Dick Maas) aus dem Jahr 1988 beginnt wie ein Weißer-Hai-trifft-Darth-Vader-Film. Mit dem röchelnden Sound eines Tauchers unterlegt, wandert die Kamera durch das nächtliche Amsterdam, immer entlang der Wasseroberfläche der Kanäle. Liegt es an den 80ern, dass dieser Einstieg so billig wirkt, oder war das schon damals Absicht?

Zunächst ist man eher belustigt als verängstigt. „Verfluchtes Amsterdam“ tischt, wohl bewusst, zunächst die größten Klischees zur niederländischen Hauptstadt auf: eine Prostituierte (Nummer eins) wird tot an einer Brücke (Nummer zwei) hängend gefunden, ihr Blut suppt in ein gläsernes Ausflugsboot (Nummer drei). Inspektor Eric Visser (Huub Stapel), ein cooler, alleinerziehender Vater, muss auf dem Weg ins Präsidium erst die Tochter zur Schule fahren: ihr Rad wurde geklaut (Nummer vier).

Visser findet rasch heraus, dass er es mit einem Unterwasser-Jack-the-Ripper zu tun hat. Der Serienmörder nutzt die Kanäle, um bestialisch zu morden und ungesehen zu verschwinden. Der Bürgermeister tobt, man versuche gerade, der Stadt ein saubereres Image zu geben – einige Szenen wurden übrigens nicht in Amsterdam, sondern in Utrecht gefilmt. Bei einer Verfolgungsjagd werden sogar noch leere Pappkartons umgefahren, so alt ist der Film. Selbst Liebesszenen sehen heute anders aus als das, was sich zwischen Visser und der attraktiven Taucherin Laura (Monique van de Ven) entwickelt. Und wie kann die Polizei tagelang nach dem Täter suchen, aber nie nach seinem Motiv?

Sei’s drum. Der Film unterhält prächtig, vor allem wegen der schnellen Dialoge zwischen Visser und seinen Kollegen. Hoffentlich lässt die Synchronfassung noch etwas davon übrig. Das wäre toll, oder: hartstikke leuk.

■ „Verfluchtes Amsterdam“; Samstagnacht, 1.45 Uhr, ARD