Göttingen immun gegen medizinische Bedenken

Trotz ärztlich attestierter Suizidgefahr: Landkreis beharrt auf Abschiebung des libanesischen Familienvaters Saado

Entgegen ärztlichem Votum will die Ausländerbehörde des Landkreises Göttingen den 43-jährigen Vater einer libanesischen Flüchtlingsfamilie in die Türkei abschieben. Grund: Die Behörde bestreitet, dass Ahmed Saado libanesischer Herkunft ist (taz berichtete). Seit dem 8. Juni befindet er sich deshalb in Abschiebehaft, vergangene Woche ist er aus Protest in Hungerstreik getreten.

Der zuständige Arzt der Justizvollzugsanstalt hat die Suizidgefährdung Saados festgestellt und deshalb von einer Abschiebung abgeraten. Der Landkreis will dennoch vollstrecken. In der Türkei soll Saado, der über 20 Jahre in Deutschland gelebt hat und nach taz-Informationen kein Wort Türkisch spricht, in einer Psychiatrie zwangseingewiesen werden. Das bezeichnete der niedersächsische Flüchtlingsrat als „menschenverachtenden Vorgang“ ohne Präzedenz. „Es ist das erste Mal, dass uns ein solches Vorgehen der Behörden bekannt geworden ist“, so die Ärztin Gisela Penteker. Durch die Trennung der Familie und die Sicherheitsverwahrung in der Türkei werde sich die Situation Saados noch verschlechtern. taz