Regionaler Gasmangel: Weniger Gas im Süden

Regionen abseits der LNG-Terminals und Nordseepipelines haben ein höheres Gasmangelrisiko. Die Gasspeicher füllen sich, werden aber nicht voll.

Sonneuntergang hinter einem Gasspeicher

Gas könnte regional knapp werden Foto: Christoph Hardt/imago

BERLIN taz | Der Chef der Bundesnetzagentur (BNetzA), Klaus Müller, ließ sich am Donnerstag mit einer Warnung zitieren: Regional könne es „durchaus Gasmangellagen geben“, wenngleich eine bundesweite Gasmangellage „nicht zwingend eintreten“ müsse. Womit sich die Frage stellt: Gibt es Regionen, in denen aufgrund der Netztopologie Gasmangel eher wahrscheinlich ist?

Die Bundesnetzagentur gibt sich auf Rückfrage wortkarg. Welche Regionen besonders gefährdet seien, könne „nicht im Vorhinein abstrakt dargelegt werden“. Dies hänge unter anderem von den Importen ab, vom Gasverbrauch und davon, wie sich der Füllstand der deutschen, aber auch einiger österreichischer Gasspeicher entwickelt.

Auch wenn es die BnetzA nicht sagt: Vermutlich wäre vor allem der deutsche Süden betroffen. Würde Russland über Nord Stream 1 kein Gas mehr liefern, würde dies vor allem den bayerischen Grenzpunkt Waidhaus treffen, der über eine Trasse durch Tschechien und Ostdeutschland in Greifswald angebunden ist. Der Norden Deutschlands ist hingegen gut über das LNG-Terminal Rotterdam und die bei Emden ankommenden Gasleitungen aus Norwegen erschlossen. Zwar fließt natürlich auch LNG und norwegisches Gas in den Süden, doch auf diesen Trassen gibt es Flaschenhälse.

Für den Süden spielt außerdem der Gasspeicher Haidach bei Salzburg eine große Rolle, der Bayern und, auf dem Umweg über das deutsche Netz, auch die Bundesländer Tirol und Vorarlberg versorgt. Er befindet sich zwar auf österreichischem Staatsgebiet, wird aber von Deutschland aus bewirtschaftet. Bislang ist er zudem ausschließlich an das deutsche Gasnetz angeschlossen. Das will die österreichische Bundesregierung aber ändern, was auch für die bayerische Gasversorgung Folgen haben könnte.

Gasspeicher füllen sich

Die jüngste Warnung der BNetzA vor einer regionalen Mangellage ließ die Tatsache in den Hintergrund rücken, dass es zuletzt gar nicht so schlecht lief mit der Einspeicherung von Erdgas, nachdem die Bundesregierung 15 Milliarden Euro für zusätzliche Gaseinkäufe bereitgestellt hat. Am Donnerstag erreichten die Gasspeicher einen Füllstand von fast 78 Prozent. Ziel waren 75 Prozent zum 1. September.

Trotzdem bleibt BNetzA-Chef Müller skeptisch, denn die Befüllung werde immer mühsamer, je voller die Speicher werden. Das sei wie beim Fahrradreifen. Deswegen sei das Ziel von 85 Prozent für Oktober „sehr ambitioniert“. Den Füllstand von 95 Prozent zum 1. November verfehlten gar alle Szenarien der BNetzA – womit Müller wohl vor allem eines deutlich machen will: Es kommt jetzt auf die Einsparung von Erdgas an.

Weniger Stromerzeugung aus Gas

So gesehen gibt es positive Trends: Die Stromerzeugung aus Gas sei seit Mitte des Jahres 2021 rückläufig, teilte der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft mit. Im ersten Halbjahr 2022 sei rund zwölf Prozent weniger Strom aus Erdgas erzeugt worden als im Vorjahreszeitraum. Der gesamte Gasverbrauch sank um fast 15 Prozent.

Allerdings machte zugleich auch die Meldung die Runde, dass im Juli in Deutschland wiederum 14 Prozent mehr Strom aus Erdgas erzeugt wurde als im Vorjahresmonat. Im Vergleich zu 2020 war es aber andererseits ein Rückgang um 26 Prozent – so sind Monatswerte oft Momentaufnahmen.

Gefordert wird der deutsche Strommarkt zur Zeit auch durch den Bedarf Frankreichs, wo zahlreiche Atomkraftwerke ausgefallen sind. Daher flossen seit Jahresbeginn bereits per Saldo (also Exporte abzüglich der Importe) 3,4 Milliarden Kilowattstunden aus Deutschland nach Frankreich. Alleine der Juli kam auf 1,1 Milliarden – ein neuer Rekordwert.

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