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Katholiken haben eine neue Marktlücke entdeckt: die Heiratsvermittlung unter Gläubigen per Internet

Es war durchaus nicht der religiöse Stallgeruch, der den Salzburger Weihbischof Andreas Laun und Gudrun Kugler, Chefin der Wiener Kirchenberatungsfirma „Cairos“, zu einer Pilgerfahrt nach München bewegt hat. Es waren ganz profane betriebswirtschaftliche Überlegungen. „Der Singlemarkt in Deutschland ist einfach zehnmal so groß, deshalb stellen wir unser Heiratsportal eben hier vor.“ „Kathtreff“ heißt die neue Anbahnungsseite etwas holprig, ganz international ist sie mit der Endung „.org“ erreichbar, und bald soll sie 2.000 inständig betende, anonyme Mitglieder aus ganz Europa haben.

Erdacht hat sich das Ganze der umtriebige Bischof Laun, den die leidvolle Vorgeschichte eines jungen Paares nicht losgelassen hat: Jahre haben sie allein in Sehnsucht verbracht und sich erst über eine Zeitungsannonce kennen gelernt. Wieso so kompliziert, wenn’s doch auch online geht, dachte sich der Kirchenmann: „Die Website schließt eine Marktlücke.“

Das findet auch Josipa, die extra aus Rom in die Singlehauptstadt gereist ist, um sich als exemplarische Userin zu präsentieren. 30 Jahre ist sie alt, braunhaarig und bildhübsch, gebürtige Kroatin, eigentlich Wienerin und jetzt Studentin der Theologie in Rom. Entsprechend weiß sie: „Ohne Gott geht’s nicht. In 15 Jahren, wenn ich Kinder bekommen habe und nicht mehr so gut aussehe, dann will ich, dass sich mein Mann weiterhin sicher ist. Da braucht man den Glauben.“

Weil so ein Mensch anscheinend nicht so einfach zu finden ist, würde sie auch die 70 Euro Jahresbeitrag zahlen. Bei aller christlichen Nächstenliebe: Umsonst ist auch die Suche nach einem adäquaten Katholiken nicht, obwohl sich die Macher langfristig auch über Werbung finanzieren wollen – sofern die „zum Geist der Seite“ passt. Und natürlich müssen auch die sehnsüchtigen Mitglieder passen – ohne das Ankreuzen eines Kasterl geht gar nichts: „Ja, ich bin katholischer Single und kirchenrechtlich in der Lage, das Sakrament der Ehe zu empfangen.“

Vorreiter des religiösen Online-Datings sind die USA. Und was die Akzeptanz der Heiratsvermittlung angeht, sind die USA auch Vorbild: „Dort ist es in Ordnung, wenn ich sage, dass ich meinen Boyfriend beim katholischen Singleportal kennen gelernt habe“, schwärmt Kathtreff-Chefin Kugler, „das wäre doch auch bei uns toll!“ MAX HÄGLER