Klimawandel schädigt Weltnaturerbe: Great Barrier Reef droht Rote Liste

Eine UN-Mission schlägt Alarm: Das größte Korallenriff der Welt soll auf die Liste der stark gefährdeten Welterbestätten.

Ein Taucher unter Wasser

Ein Inspekteur unterwegs zu den Korallen des Great Barrier Reefs Foto: Sam McNeil/ap

CAIRNS taz | In ihrem Bericht an die Unesco kommen Forscher zu dem Schluss, der fortschreitende Klimawandel sei eine „ernste Herausforderung“ für die das Great Barrier Reef, das sich vor der nordöstlichen Küste Australiens befindet. Der Bestand sei gefährdet, das Riff könnte auf die Rote Liste gesetzt werden. Die Fortschritte bei der Verringerung der Verschmutzung des Riffs durch Landwirtschaft seien viel zu langsam. Es seien mehr Investitionen erforderlich, um die Ziele für eine Verbesserung der Wasserqualität zu erreichen, heißt es in dem Bericht.

Der Entscheid der Experten muss nun von der Unesco evaluiert werden, bevor sie dem Welterbekomitee vor seiner nächsten Sitzung eine formelle Empfehlung abgibt.

Der Abschlussbericht enthält zehn Empfehlungen, die „mit äußerster Dringlichkeit“ angegangen werden sollten. Ihre Umsetzung könne Australiens Fähigkeit, die Erhaltung des Schutzgebietes zu gewährleisten und voranzutreiben, drastisch verbessern und seinen „herausragenden universellen Wert“ für künftige Generationen erhalten.

Das Kernstück der Regierung, der Plan Reef 2050, müsse noch in diesem Jahr gestärkt werden, um „klare Regierungsverpflichtungen zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen in Übereinstimmung mit den Anstrengungen, die erforderlich sind, um den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur auf 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen“, zu enthalten, so der Bericht. Seit dem Besuch der Mission im März hat die im Mai gewählte sozialdemokratische Regierung von Premierminister Anthony Albanese ein verbessertes nationales Ziel festgelegt, um die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 43 Prozent gegenüber 2005 zu senken und bis 2050 netto null zu erreichen.

Folgen für die Tourismusindustrie

Eine Abstufung des Great Barrier Reefs würde nicht nur das Ansehen Australiens schädigen, sondern hätte auch verheerende Folgen für die Tourismusindustrie. Das Riff ist eine der Hauptattraktionen für Besuchende. Der Rifftourismus stellt über 60.000 Arbeitsplätze.

Trotzdem kritisierte die australische Umweltministerin Tanja Plibersek die Empfehlung der Experten. Die Regierung habe im jüngsten Haushaltsplan Hunderte von Millionen Dollar budgetiert, um die Wasserqualität zu verbessern. Auch würden mehr Mittel in die Forschung gesteckt, um die Widerstandsfähigkeit der Korallen und Riffe zu stärken. Korallenexperten aber bleiben skeptisch. Forschungen zufolge ist das neue Klimaziel Australiens nur mit einer Begrenzung der Erwärmung auf 2 Grad Celsius vereinbar – das sind deutlich mehr als 1,5 Grad Celsius, dem Wert, der für die langfristige Gesundheit des Riffs als entscheidend gesehen wird.

Steigende Meerestemperaturen, die durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe verursacht werden, haben in den Jahren 1998, 2002, 2016, 2017, 2020 und 2022 eine weit verbreitete Korallenbleiche verursacht. Die führende australische Korallenexpertin Dr. Katharina Fabricius fürchtet, dass es im kommenden australischen Sommer zu einer weiteren Unterwasserhitzewelle kommen könnte – mit potenziell katastrophalen Folgen für das Riff. „Korallen können eine Bleiche überstehen, aber nur, wenn sie Zeit haben, sich zu erholen“, so Fabricius im Gespräch mit der taz.

Trotz der negativen Folgen für das globale Klima will die neue australische Regierung scheinbar am Ausbau der lukrativen Kohle- und Gasindustrie festhalten. Australien ist der größte Exporteur von Kohle, die Wissenschaftler als „Klimakiller“ beschreiben. Analysten zufolge sind über 100 Projekte für neue Minen und Verarbeitungsanlagen geplant. Klimatologen meinen, die globale Erhitzung könne nur unter Kontrolle gebracht werden, wenn keine neuen Gas- und Kohleressourcen mehr erschlossen und fossile Brennstoffe durch erneuerbare Energien ersetzt werden.

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