Polare Laute

Von Dunkelheit und geheimen Feinden: Die norwegische Band „Schtimm“ gastiert in der Schilleroper

Die 1998 gegründete norwegische Band Schtimm stammt aus Saltdal nördlich des Polarkreises. Bjørg, Kåre, Erling kommen aus einer Familie. Freund Peder, ebenfalls aus Saltdal, verstärkt den Clan. Viele Norweger denken, „Schtimm“ sei ein deutsches Wort – aus dem Wortstamm „Stimme“, „stimmen“, „stimmt“.

Doch solche Deutungen täuschen: Der Band geht es vielmehr um den als beruhigend empfundenen „Sch“-Laut. Und um einer damit einhergehenden „Selbststimulierung“, die das Quartett zu einer zentralen Größe in ihrem Bandkosmos erklärt hat, wie man in einem Interview lesen durfte. In ihren verspielten Versionen von Popmusik mischen sich Folk-Skizzen, Balladen, New Wave-Elemente, Klassik-Fragmente, abgespeckte Electro-Rhythmen und Gothic-Atmosphäre zu einem Panoptikum der Melancholie.

Ihr zweites Album Schtimm plays Mrakoslav Vragosh klingt sehr reduziert, obwohl es etliche Instrumente (u. a. Cello, Geige, Orgel, Gitarre, Bass, Schlagzeug und zwei, drei Maschinchen) beherbergt. Man könnte das Ergebnis als Minimal Nordish Emo-Pop bezeichnen. Und was die sensibilisierende Wirkung betrifft, kann man Schtimm vielleicht mit Portishead vergleichen. Auch Sängerin Björk transportiert mit ihrer naiv-kindlichen Stimme jene spezielle Zartbesaitetheit, die der Kontinentaleuropäer mit dem Norden assoziiert. Und anders als man vielleicht vermuten könnte, ist „Mrakoslav Vragosh“, dessen Titel Schtimm angeblich spielt, kein russischer Komponist, sondern eine Phantasiefigur, enstanden aus den Worten Mrak (Dunkelheit) und vrag (Feind).

Ihr drittes Album, Schtimm featuring ..., erschien 2004 und wurde vom norwegischen Onlinedienst „Startsiden“ zum zweitbesten Album des Jahres erklärt. Darauf ist auch ein Duett mit Hank van Helvete, dem Sänger von Turbonegro, zu hören.

Carsten Klook

Do, 23. 6., 21 Uhr, Schilleroper