Spanien sitzt in der Falle

KRISE Nicht nur das Griechenland-Chaos setzt Madrid unter Druck. Nun stuft Moody’s auch noch etliche spanische Banken herunter. Für zusätzliche Verwirrung sorgt schließlich die EU-Kommission

Damit tritt der Worst Case ein: Banken- und Schuldenkrise verstärken sich gegenseitig

BRÜSSEL taz | Nach Griechenland hat die Eurokrise nun auch Spanien voll erwischt. In der Nacht zu Freitag stufte die US-amerikanische Ratingagentur Moody’s 16 spanische Banken herab, darunter den Branchenprimus Santander. Die spanische Regierung reagierte prompt, indem sie die US-Investmentbank Goldman Sachs und andere Wall-Street-Größen zu Hilfe rief.

Durch die Herabstufung wird es für die seit dem Platzen der Immobilienblase angeschlagenen Geldinstitute noch schwerer, sich mehr Eigenkapital zu besorgen, wie dies die spanische Regierung und die EU fordern. Zudem wächst die Gefahr, dass aus der spanischen Banken- eine Staatsschuldenkrise wird – ähnlich wie vor drei Jahren in Irland.

In Dublin stand der Staat für überschuldete Geldinstitute gerade, was das Budgetdefizit in die Höhe schnellen ließ. Irland, das lange als Musterknabe gegolten hatte, musste sich unter den Eurorettungsschirm flüchten und gehört heute zu den akuten Krisenfällen der Eurozone.

Noch ist es in Madrid nicht so weit. Doch seit der Teilverstaatlichung der Sparkasse Bankia vor zwei Wochen machen Gerüchte über weitere Nothilfen und Panikabhebungen der Bankkunden die Runde. Die Regierung dementierte zwar, doch Kunden und Anleger sind durch die Krise in Griechenland verunsichert.

Damit tritt ein Szenario ein, vor dem Kritiker der Eurorettungsstrategie seit Monaten warnen: Die Bankenkrise und die Schuldenkrise im Euroraum verstärken sich gegenseitig. Und im Gegensatz zu den beschwichtigenden Worten von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU), ein Austritt Griechenlands aus dem Euro sei verkraftbar, heizt die Austrittsdebatte die Panik immer weiter an.

Nach Spanien könnte auch wieder Italien unter Druck geraten, warnt der Bankenverband Institute of International Finance. Ein Euroaustritt Griechenlands würde „immensen Druck“ auf Rom ausüben. Die Folgen lägen „irgendwo zwischen einer Katastrophe und dem Weltuntergang“, sagte Chefbankenlobbyist Charles Dallara.

Für zusätzliche Verwirrung sorgte EU-Handelskommissar Karel De Gucht. Zwar sagte er der belgischen Zeitung De Standaard, in Athen habe „das Endspiel“ begonnen, redete aber die Folgen für den Rest der Eurozone herunter. Ein Dominoeffekt drohe nicht, da die EU bereits an einem Notfallplan arbeite. Kurz darauf dementierte die EU-Kommission: Es gebe keinen „Plan B“, Griechenland solle im Euro bleiben. Offenbar fürchtet Kommissionschef José Barroso eine Verunsicherung der Märkte.

Hinter den Kulissen arbeitet die EU aber tatsächlich an einem Notplan. Um die spanische Bankenkrise zu lindern, könnte es Geld aus dem Eurorettungsfonds geben. Mit einer schnellen Entscheidung ist jedoch nicht zu rechnen, denn Deutschland ist bisher strikt dagegen. ERIC BONSE