Mal eben zwei Milliarden verzockt

SPEKULATION US-Großbank J.P. Morgan blamiert sich mit Riesenverlust, der sogar noch weiter steigen könnte

NEW YORK rtr | Neuer spektakulärer Handelsskandal in der Finanzbranche: Die größte US-Bank J.P. Morgan hat mit hochriskanten Wetten 2 Milliarden Dollar in den Sand gesetzt. Die Verluste könnten am Ende sogar noch höher ausfallen. Das bislang als Musterknabe unter den amerikanischen Geldhäusern geltende Institut schockte damit die Anleger: Die Aktien von J.P. Morgan sackten im vorbörslichen Handel um fast 9 Prozent ab.

Der für seine Kritik an den staatlichen Regulierungsplänen bekannte Bankchef Jamie Dimon gab sich in einer persönlichen Erklärung ungewohnt schmallippig. Das Desaster sei durch „ungeheuerliche Fehler“ selbstverschuldet, räumte er ein. Der Skandal erschüttert den Ruf der Bank als sicherer Risikomanager, die als eines der wenigen Institute ohne Verluste durch die globale Finanzkrise kam.

Pikanterweise häuften sich die Verluste ausgerechnet in Absicherungsgeschäften an, die eigentlich dazu dienen sollen, Einbußen im Handel zu begrenzen. Der Geschäftsbereich „Chief Investment Office“ kann dabei selbst Gewinne oder Verluste einfahren – je nachdem, ob die Wetten im Derivatehandel aufgehen oder nicht. Dimon sagte am Donnerstagabend, dass der Verlust in Zusammenhang mit Geschäften aufgetreten sei, bei denen ein Londoner Händler eine ungewöhnlich große Handelsposition angehäuft haben, gegen die Hedgefonds Wetten abgeschlossen haben.

Der J.P.-Morgan-Chef befürchtet Spuren in der Bilanz. „Es ist riskant, und es wird sich noch länger auswirken“, sagte er. Die Fehler seien umso peinlicher, da sich das Management stets gegen eine strengere Regulierung des Eigenhandels der Banken ausgesprochen habe, räumte Dimon ein. „Das lässt uns ziemlich dumm aussehen.“ Im Eigenhandel hatten schon zuvor viele Banken große Verluste eingefahren.