Blumenbar in Berlin

UMZIEHEN IST TOLL

Eigentlich ein Ausdruck von Optimismus, dass um Verlagsumzüge immer ein kleiner Wirbel veranstaltet wird. Jüngst zu beobachten beim Suhrkamp Verlag. Denn was in diesem Für und Wider mitschwingt, ist ja immer auch der Glaube daran, dass sich Stadt und Literaturproduktion gegenseitig beeinflussen könnten, an eine unmittelbare Wirklichkeitsverbundenheit von Büchern also. Was aus der in Frankfurt gewachsenen Suhrkamp-Kultur in Berlin werden soll, fragten besorgt die Mahner.

Wenn nun auch der Münchener Blumenbar Verlag seine Räume schon Mitte September nach Berlin verlegen wird (in München bleibt eine Dependance), wird das zu weniger Bedenken führen. Das Profil des von Wolfgang Farkas und Lars Birken-Bertsch geleiteten Verlags steht für Gegenwärtigkeit und Urbanität. Passend dazu wird der Verlag ein Gebäude in Berlin-Mitte beziehen, in dem neben dem WMF-Club verschiedene Ateliers und ein Veranstaltungssaal angesiedelt sind. Klingt nicht nur nach einer stimmigen Entscheidung, sondern auch nach einer, über die sich die literarische Szene in Berlin freuen kann – während man unweigerlich etwas lächeln muss bei dem Gedanken, dass Suhrkamp Anfang nächsten Jahres sein Übergangsdomizil in Prenzlauer Berg bezieht und sich die Mitarbeiter an den Anblick jungspundigen Partyvolks erst werden gewöhnen müssen.

Die meisten Blumenbar-Mitarbeiter leben ohnehin in Berlin. Und noch in anderer Hinsicht sieht der Umzug von Blumenbar folgerichtig aus: Nachdem Anfang 2008 ein Investor in den Verlag eingestiegen ist, scheint nun eine Vertriebspartnerschaft mit dem Berlin Verlag bevorzustehen, die allerdings erst im September endgültig bestätigt werden soll. Kein Grund für Wirbel also, eher für Optimismus, was die Zukunft junger Verlage angeht. WIEBKE POROMBKA