Kämpferin auf See

Bei der Frage nach ihrem Alter muss sie kurz überlegen. Gerade erst hat Iris Menn ihren 41. Geburtstag gefeiert, mit Schokoladenkuchen und Feierabendbier – auf dem Helikopterdeck der „Arctic Sunrise“ vor Westafrika. Zuvor hatten die Greenpeace-Aktivisten Auftriebsbojen an Fangnetzen befestigt, um einen Trawler am Weiterfischen zu hindern. Angespannt sei sie bei solchen Aktionen schon, sagt Menn, aber Angst habe sie keine.

Das Herz der gebürtigen Marburgerin hat schon immer für das Meer geschlagen. Die Familienurlaube ihrer Kindheit verbrachte sie an der Westküste Dänemarks. Noch heute findet sie die Nordsee viel interessanter als die Ostsee. Nach ihrem Studium forschte und promovierte Menn an der Wattenmeerstation des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung auf Sylt. „Einmal über die Düne rüber und die Wellen sehen“, sagt die Meeresbiologin, „dann ist mein Herz auf.“

Irgendwann war eine Stelle bei der Umweltorganisation frei, und sie bewarb sich. „Ich habe schon mein Taschengeld für Greenpeace gespendet und ich war an einem Punkt, wo ich mich mehr für das engagieren wollte, was ich in Gefahr sah“, erzählt sie. Die Überfischung der Meere liegt ihr besonders am Herzen.

Zur Zeit überprüft die EU ihre Fischereipolitik. Das kommt nur alle zehn Jahre vor und Menn klingt entschlossen, wenn sie sagt: „Wenn wir diese Chance nicht nutzen, läuft zehn Jahre wieder etwas falsch. Das können wir uns nicht mehr leisten.“

Zurück an Land freut sich Menn auf ihren Portugiesen: „Dort trinke ich gern Samstagmorgen meinen Galão, esse ein Croissant und bummle anschließend über den Markt“, sagt sie. Und klingt wie jemand, der auf See die einfachen Dinge schätzen gelernt hat. KÖH