Müllproblem trotz Grillverbots

MITTE Seit Grillen im Tiergarten verboten wurde, lag dort auch weniger Abfall. Nun könnten die Mülleimer bald wieder überquellen – aus Geldnot

Wer im Park grillt, dem drohen Bußgelder bis zu 200 Euro

Das Grillverbot, das seit Januar im Tiergarten gilt, wird akzeptiert – allerdings entstehen neue Probleme im Park, weil der Bezirk kein Geld hat. Das war die Botschaft, die Carsten Spallek (CDU), Mittes Stadtrat für Bauen und Ordnung, am Donnerstag zu verkünden hatte. Nur elf Grills, so Spallek, seien seit dem 1. Januar dem Verbot zum Trotz angefeuert worden. Die in flagranti erwischten Besitzer hätten Verständnis gezeigt und die Feuer sofort gelöscht. „Bußgelder mussten wir bislang nicht verhängen“, so Spallek. Er erwarte, dass das auch im Sommer so bleibt: „Wir setzen auf Deeskalation und Information.“ Sollte sich jemand wiederholt weigern, seine Würstchen anderswo zu rösten, drohen Bußgelder zwischen 100 und 200 Euro.

Ein Grund für die Einführung des Verbots war die immer größer werdende Menge Müll im Tiergarten und die dadurch anfallenden Kosten für den Bezirk – jährlich rund 300.000 Euro. Diese Kosten dürften nun geringer ausfallen: Gab es im letzten Jahr noch acht Tonnen Müll pro Woche, sind es in diesem Jahr bislang nur zwei. Zudem werden weniger Arbeitskräfte gebraucht, die nach Grillwochenenden aufräumen müssen: Statt früher zehn Personen, so Spallek, würden jetzt nur noch zwei gebraucht. Da der Bezirk kein Geld für zusätzliche Stellen habe, habe man zum Teil auf ausgebildete Gärtner zurückgreifen müssen, „die wertvolle Arbeitszeit mit Müllsammeln vergeudet haben“. Die könnten nun wieder ihre eigentliche Arbeit machen – vorausgesetzt, sie haben etwas zu pflanzen.

Denn die Haushaltssperren, die derzeit für den Bezirk und das Land gelten, machen sich auch in Mitte bemerkbar – und werden nach Spalleks Prognose sehr wahrscheinlich dazu führen, dass weniger Blumen im Park gesetzt werden, weil das Geld zum Kauf fehlt. Auch kaputte Spielgeräte auf Spielplätzen könnten bald nicht mehr ersetzt und Planschbäder im Bezirk nicht mehr betrieben werden. Das Tiefbau- und Landschaftsplanungsamt Mitte habe in diesem Jahr 2,5 Millionen Euro einsparen müssen.

Wegen der knappen Mittel wirbt der Bezirk nun um Sponsoren. Durch den Einsatz mehrerer Unternehmen sei es bereits gelungen, 34 Brunnen im Bezirk zu betreiben. Aber nicht nur große Unternehmen sollen Geld geben: „Auch Bürger, die ein paar Blumen pflanzen wollen, sind herzlich willkommen.“

Durch die Haushaltssperre könnte auch das schon gelöst geglaubte Müllproblem in den Parks wieder akut werden: „Wir haben kein Geld mehr, die Mülltonnen auch an den Wochenenden zu leeren“, so Spallek. Deshalb würden die Tonnen wohl bald wieder überlaufen – und die Parks damit trotz Grillverbot wieder so dreckig sein wie zuvor.

KLAAS-WILHELM BRANDENBURG