Verpasst?
: Primanersocke

„Harald Schmidt“, Sa., 23.15 Uhr, ARD

Es war genug. Nach diesem DFB-Pokal-Finale, das so merkwürdig wie unglaublich war, die Schiedsrichter-Farce, die revoltierende Sprenkleranlage, diese Plumpheit, ja, es hatte beschämt, durchaus. Jeden, ob nun Abseitstor-gekrönten Bayern-Fan oder zu Recht bestrafte Schalker. Geredet werden musste darüber nicht mehr, schnell ein, zwei Bier hinterher: hinfort! Schon aber dellingte Gerd Delling: „Jetzt muss Harald Schmidt doch noch ran“, war dann immens überfordert per Schalte nach Köln halbwegs Sinnvolles zu doppelpassen. Schmidt ist eben nicht Netzer. Und das war ja das Schöne, doch noch Schöne also, an diesem Samstagabend, als Harald Schmidt zur Pokalfinal-Sondersendung am Analysepult stand und ihm die angemessene Nachbetrachtung gelang.

An Abenden wie diesem ist es wieder da, dieses Schelmenhafte in seinem öffentlich-rechtlich schimmernden Gesicht. Bei aller Mattigkeit, den porentiefen Unreinheiten seiner gut gemeinten Grundversorgungsunterhaltung: Schmidt feixt und lebt auf, weil es eben erquickend, gar absurd ist, eingebettet zu sein in den Apparat solch einer staatstragenden Fußballübertragung. Sowieso der Fußball und er: Schmidt offenbart bei diesem Thema eine übercharmante Ahnungslosigkeit, natürlich weiß er Bescheid, aber er spricht darüber wie eine Primanersocke in Halbschuhen, die auf dem Pausenhof, dort bei den Dosenkickern, mit Panini-Bildchen prahlen will. Am Samstag unterhielt dieser Gestus in Einheit mit der Fleisch gewordenen Fanweste, Manuel Andrack, der Bier mischte und Schlachtrufe rückwärts grölte. Es beruhigte, ließ das eigentliche Ereignis vergessen.

Wie hatte Schmidt dem Spiegel gesagt: „Es sind diese richtig eindeutigen Themen, die mir helfen.“ Aus einem eindeutig beschissenen Spiel wurde die eindeutig beste seiner Sendungen, seit langem.

PATRICK BAUER