VW schluckt Porsche: Wiedeking geht

MACHTKAMPF Die Zeiten des Zuffenhausener Patriarchen Wiedeking sind vorbei. Der Sportwagenbauer Porsche wird Teil eines neuen integrierten Großkonzerns unter Führung von Volkswagen

BERLIN taz | Der Machtkampf um Porsche und Volkswagen ist entschieden. Der Stuttgarter Sportwagenhersteller wird als zehnte Marke in den größten europäischen Autokonzern integriert. Porsche-Vorstandschef Wendelin Wiedeking muss das Unternehmen verlassen, bekommt seinen Abgang aber mit einer Rekordabfindung in Höhe von 50 Millionen Euro bezahlt. Die Hälfte davon will er in eine gemeinnützige Stiftung stecken. Sein Nachfolger wird der bisherige Produktionsvorstand Michael Macht. Das entschied der Porsche-Aufsichtsrat in der Nacht zum Donnerstag. Gestern Nachmittag bestätigte auch der VW-Aufsichtsrat, dass beide Firmen bis Mitte 2011 in einen „integrierten Konzern“ zusammengeführt werden sollen.

Unter Wendelin Wiedeking hatte Porsche seit September 2005 immer mehr Anteile an VW übernommen und zuletzt geplant, den Kontrahenten zu schlucken, der 60-mal mehr Autos baut. Derzeit halten die Stuttgarter rund 51 Prozent am Wolfsburger Konzern. Mit weiteren VW-Optionen hatten sie sich jedoch verspekuliert und sitzen nun auf Schulden von rund 10 Milliarden Euro. Neben der Schaffung eines integrierten Konzerns hatte der Aufsichtsrat deshalb auch eine Kapitalerhöhung von mindestens 5 Milliarden Euro beschlossen. Ein Teil der VW-Optionen soll an das Emirat Katar verkauft werden.

Das „finale Konzept“ des künftigen gemeinsamen Konzerns müsse nun noch verhandelt werden, sagte der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff (CDU), der auch Mitglied im Aufsichtsrat von VW ist. Er geht davon aus, dass Katar künftig rund 17 Prozent an VW besitzen wird. Das Land werde seine 20-prozentige Sperrminorität und zwei Aufsichtsratsmandate behalten. Geplant ist, dass sich Volkswagen schrittweise an der Porsche AG beteiligt und die Porsche Holding dann mit der VW AG verschmolzen wird.

VW-Chef Martin Winterkorn sagte: „Wie heute schon Audi würde sich auch Porsche unter dem Dach von Volkswagen eigenständig entwickeln und seine Identität bewahren können.“ BW

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