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: „Der Babynator“

Wer es in Hollywood als Actionstar auf lange Sicht zu etwas bringen will, muss beizeiten auch sein Talent im Umgang mit Kindern unter Beweis stellen. Bruce Willis bekam zu diesem Zweck in dem Disneyfilm „The Kid“ einen dicken Jungen zur Seite gestellt, Hulk Hogan wurde in „Mr. Babysitter“ zum Kindermädchen, und Arnold Schwarzenegger durfte sich in „Kindergarten Cop“ gleich mit einer ganzen Rasselbande renitenter Gören herumschlagen. Da Vin Diesel sich zurzeit gewissermaßen anschickt, als Synthese von Willis, Hogan und Schwarzenegger Karriere zu machen, ist es also nur folgerichtig, dass er in Disneys inoffiziellen „Kindergarten Cop“-Remake den „Babynator“ gibt.

Erwartungsgemäß ist die Grundidee rasend originell. Denn eigentlich ist Vin gar nicht fürs Kinderhüten ausgebildet, sondern als Einzelkämpfer der US-Armee hauptberuflich vor allem mit Tötungstechniken vertraut; ständig ist er mit äußerster Brutalität darum bemüht, dem weltweiten Terror keine Chance zu geben. Dummerweise verpatzt er aber bald einen Auftrag, weshalb eine Horde schrecklicher Araber einen unheimlich wichtigen amerikanischen Wissenschaftler zur Strecke bringt. Doch der Wissenschaftler war nicht nur unheimlich wichtig, sondern auch irre fruchtbar, so dass nun fünf unschuldige Kinder ohne starke Hand aufzuwachsen drohen – selbstlos und voll des Mutes begibt sich Einzelkämpfer Vin ins Gefahrengebiet einer amerikanischen Vorstadt und meldet sich als Supernanny zum Dienst.

Alles, was daraus folgt, ist ungefähr so lustig wie das, was dazu führte. Es gibt allerhand Kinderkacke- und Windelwitze und müde Scherze über die Abenteuer und Erschwernisse des handelsüblichen Mittelstandsfamilienalltags; es gibt auch eine bissige Hausente, die noch zu den eigenständigeren Charakteren des Filmes zählt. Jedes Kind ist hingegen auf seine eigene, schablonenhafte Weise eine unfassbare Nervensäge, und man wünscht sich, dass Vin mit ihm so umspringen würde, wie er es gemeinhin mit Terroristen zu tun pflegt. Tut er aber nicht, weshalb auch er nicht als Sympathieträger auszumachen ist. Schlimmer noch, Babynator Vin freundet sich sogar mit den Kindern an, damit sie sich gemeinsam den nordkoreanischen Ninjakämpfern in den Weg stellen können, die laut Drehbuchlogik offenbar irgendwie in die krause Geschichte gehören. Immerhin muss man Vin Diesel zugestehen, dass er sich nicht zu schade ist, sich zum Deppen zu machen. Als Babynator bekommt er dazu reichlich Gelegenheit.

HARALD PETERS