Keine Gurkenkultur

SANFTER HUMOR Freundliche Schrulligkeiten-Sammlung: Wladimir Kaminer hat „Liebesgrüße aus Deutschland“ geschickt. Und tut damit niemandem weh

„Leicht im Abgang“. Wie man hierzulande gern über Wein spricht, das lässt sich einfach nicht ins Russische übersetzen. Jede Menge deutscher Merkwürdigkeiten hat Wladimir Kaminer in „Liebesgrüße aus Deutschland“ (Manhattan, 288 S., 17,99 Euro) verwandelt: Dass Vegetarier Fleisch essen zum Beispiel – wenn es nicht von Tieren stammt. Oder dass sein Anlageberater von der Sparkasse eigentlich ein Abrater ist. Dass ein Deutscher statt Destilliergeräten Aktenordner liebt, die in Russland nur Freaks besitzen. Und überhaupt ganz ohne Leidenschaft auszukommen scheint, keine Gurkenkultur besitzt und seine Freizeit statt mit zünftigen Sauftouren mit Bildungsurlaub verbringt.

Als ironischen Gegenentwurf zu Sarrazins Deutschland-Abschaffung will Kaminer sein aktuelles Buch verstanden wissen. Und schlägt deshalb auch nicht auf sein Gegenüber ein, sondern einen freundlichen Ton an. Leicht im Abgang eben. Das gefällt und folglich sind Kaminers Lesungen meist sofort ausverkauft. In Bielefeld und Osnabrück sind aber noch ein paar Plätze frei. MATT

■ Bielefeld: Fr, 6. 1., 20 Uhr, Ringlokschuppen; Osnabrück: Mo, 23. 1., 20 Uhr, Lagerhalle