Endlich raus ins Grüne

Nach jahrelangem Hin und Her wird am Gleisdreieck offiziell eine kleine Grünfläche eröffnet. Das ist zwar noch kein großer Park, aber immerhin ein Anfang. Über den Rest wird weiter verhandelt

VON PATRICK BAUER
UND NICO STORZ

Früher lag Franz Schulz gerne auf den Wiesen des ehemaligen Bahngeländes am Gleisdreieck, um die Großstadthektik zu vergessen. Heute ist er grüner Baustadtrat in Friedrichshain-Kreuzberg, und die Freifläche am Gleisdreieck beschäftigt ihn immer noch. Denn seit Jahren zanken Initiativen, Bezirksamt und Grundstückseigner um die Nutzung des Areals zwischen Yorckstraße und Anhalter Bahnhof.

Die Aktionsgemeinschaft Gleisdreieck, ein Zusammenschluss mehrerer Bürgerinitiativen, fordert eine großflächige Parkanlage auf dem einstigen Gütergelände. Nun steht die Eröffnung einer ersten Fläche von 6.000 Quadratmetern im Osten des Gebietes kurz bevor. Zwischen dem Bezirk und dem Grundstückseigner Vivico wurde ein Vertrag zur provisorischen Nutzung bis Ende 2007 abgeschlossen. Vor zwei Wochen veranstaltete die AG Gleisdreieck dort einen Spaziergang mit rund 250 Anwohnern. Eigentlich wollte Schulz den Schlüssel für das Tor überreichen, doch ihm war „etwas dazwischengekommen“. Entschlossene Spaziergänger hebelten das Tor schließlich aus. Sie liefen in der Frühlingssonne über weitläufige Wiesen und alte Eisenbahnschienen. Offiziell eröffnet wird der Park erst in zwei Wochen, denn zunächst muss noch ein Zaun errichtet und ein Betonklotz als Autosperre vor den Eingang gelegt werden.

„Wir betrachten die 6.000 Quadratmeter als Experimentierfläche. Die Anwohner sollen sie aktiv nutzen, ihre Pflanzen bringen, Ball spielen, ihre Hunde ausführen“, sagt Norbert Rheinländer von der AG Gleisdreieck. Von der Möckernstraße aus soll auch der Zugang zu einem kleinen Wäldchen in der Mitte des Grundstücks ermöglicht werden, das bereits dem Bezirk gehört.

Schulz befürwortet die Bürgerbeteiligung bei der Grünflächenplanung, warnt aber auch: „Man sollte nicht vergessen, dass es eine Übergangsfläche ist, die vielleicht später nicht zur großen Parkplanung passt.“

Denn seit 2002 wird in einem städtebaulichem Strukturplan über die Nutzung des Areals verhandelt. Dieser teilt die Fläche etwa zu gleichen Teilen in Bau- und Grünflächen ein. Einen Vertrag zwischen Vivico und der Stadt gibt es aber immer noch nicht. Man arbeitet, so Schulz, jedoch am Abschluss.

Dem kleinen Park zumindest, der schon jetzt eröffnet werden soll, steht bis auf das unfertige Zäunchen nichts mehr im Wege. Wobei sich die Anwohner auch in den vergangenen Jahren den Aufenthalt in der Natur nicht verbieten ließen. „Da laufen immer welche rum“, sagt Rheinländer. Bald aber eben ganz legal.