Neue Sanftmut

Statt wie früher dem Krach spüren „Seafood“ folkiger Melancholie nach – am Dienstag in der Tanzhalle

Der Name Seafood klingt gesünder, als es die Musiker dieser 1996 in Südengland gegründeten Band zu sein scheinen. Gitarrist Charles Macleod hatte Drogenprobleme und verließ die Gruppe. Für ihn kam Kevin Penney, ein alter Freund der Band. Im vergangenen Jahr dann erkrankte Sänger David Line schwer und musste sich mehrfach operieren lassen.

Auf ihrem 2004 veröffentlichten Album As The Cry Flows klingen Seafood daher anders als in ihren krachigen Anfängen, als sie noch als „Post Grunge“ bezeichnet wurden. Man hört der Band an, dass sie durch eine schwere Phase gegangen ist. Ihre Songs sind reifer und reicher geworden. In den gestraffen Songstrukturen finden nun auch Synthesizer und Steel Guitar, Klavier und Hammondorgel Platz.

Das Ergebnis klingt melancholisch und folkig. Langsam werden da die Song-Motive umkreist, bis sie sich verändern, was die Musik ausgesprochen meditativ werden lässt. Sie bedient sich vieler Parts und wirkt dabei hoch emotional, ist sehr melodiös und gut gesungen. Hauchende Backing-Chöre umwölken das Ganze: Schlagzeugerin Caroline Banks übernimmt den Job der Hintergrund-Sängerin.

Seafood sind eine bemerkenswerte Band geworden, der eine nicht ohne weiteres vorstellbare Synthese aus Elementen von Fleetwood Mac (in den frühen 70ern) und der Atmosphäre von Radiohead gelungen ist. Auch etwas von The Sea and Cake schwingt in den neuen Stücken mit. Da scheint sich eine Sehnsucht nach Sanftmut und Harmonie durchgesetzt zu haben. „Früher haben wir unsere Songs hinter Lärm versteckt“, erklärt Sänger David Line. „Heute verstecken wir den Lärm hinter den Songs.“

Im Vorprogramm spielen Cartridge, vier Jungs aus Dänemark, Rock. Carsten Klook

morgen, 22.3., 21 Uhr, Tanzhalle