Entlarvender Fallensteller

Nächste Woche kommt endlich „Brüno“ in die Kinos, der jüngste Streich des britischen Komikers Sacha Baron Cohen. Schon seit 31. Mai ist dieser wieder in aller Munde – bei den MTV Video Awards seilte er sich als schwuler österreichischer Modejournalist „Brüno“ mit blankem Hintern ins Gesicht von Eminem ab. Der Rapper stürmte empört aus dem Saal. Später kam heraus: Die Sache war abgesprochen. Ungewöhnlich für Baron Cohen, dessen Kunst sonst darin besteht, seine ahnungslosen Opfer – etwa Donald Trump, Noam Chomsky oder Boutros Boutros-Ghali – in Hinterhalte zu locken und dabei deren Xeno- oder Homophobie, Dummheit oder Eitelkeit zu enttarnen.

Der überzeichnete Tuntenstereotyp Brüno war der erste Charakter, den sich der heute 37-jährige Cambridge-Absolvent ausdachte – vor Ali G. und Borat –, inspiriert angeblich von der Zeit, als er selbst als Model jobbte. Gerne würde man auch mal eine Doku sehen, wie der gläubige Jude Baron Cohen, der mit Verlobter und Tochter in Los Angeles lebt, mit einer Armada von eingeweihten Mitstreitern und Fake-Webseiten die Illusion erweckt, es handele sich um ernsthafte Interviewanfragen, bis vor der Kamera die Bombe platzt. So aufwendig ist die juristische Nachbereitung seiner Drehs, dass die 42,5 Millionen Dollar, die Universal Pictures für die Rechte an „Brüno“ zahlte, gerechtfertigt erscheinen.

Und doch, Baron Cohen kennt auch so etwas wie Mitleid: In „Brüno“ gab es eine Szene mit Michael Jacksons Schwester LaToya, in der er ihr Sushi auf einem nackten mexikanischen Hilfsarbeiter serviert, um ihr dann das iPhone abzuluchsen und im Adressbuch nach Michaels Telefonnummer zu suchen. Kein Anschluss unter dieser Nummer: Die Szene wurde entfernt, kurz vor dem „Brüno“-Kinostart. JAN KEDVES