Editorial

Es könnte so schön sein im Büro und Bett. Mann und Frau teilen sich Abwasch und King-Size-Futon und manchmal auch den Chefsessel. Verhallt sind die alten Parolen des Geschlechterkampfs – das ewige Opfer Frau, der Daueraggressor Mann. Die Schlachtrufe haben sich als untauglich entlarvt. Wer aufeinander angewiesen ist, darf sich nicht im ideologischen Schützengraben verschanzen. Der neue Mann und die moderne Frau fahnden nun hartnäckig nach der Gemeinsamkeit. Talkshows, Ratgeber und Psychotrainer leben gut davon.

Herrscht auf einmal Kuschelalarm? Mitnichten! Denn unter der Oberfläche lebt die alte Unversöhnlichkeit – beharrlich und niederträchtig.

Sie soll Karriereleitern erklimmen – doch nebenher die künftigen Rentenzahler groß ziehen. Er soll am Wickeltisch seinen Mann stehen – aber bitte zugleich in der Chefetage.

Wo lauert die Krise? Und wo offenbart sich eine Vision für die Zukunft? Diese Sonderausgabe zum Internationalen Frauentag führt an Orte des Wandels. An die Baustelle Baby – zum Mann, der nicht zeugen kann. Sie untersucht, warum Männer Frauen als Boss bevorzugen und sie doch so selten in die Spitzenjobs lassen. Warum der Westmann nicht Mama sein darf und die Ostfrau kein Ernährermodell kennt. Die taz blickt in deutsche Schlafzimmer und auf das Paar-Gerangel der Zukunft. Der Internationale Frauentag ist also immer auch ein Männertag.