Entspannung im Walkampf: Norwegen beendet Jagd

WALFANG Für Japan sucht die internationale Kommission weiter nach einem Kompromiss

STOCKHOLM taz | Norwegens Fischer beendeten in dieser Woche vorzeitig den diesjährigen Walfang. Dabei waren seit April erst 360 der 885 von der Regierung für diese Saison zum Abschuss freigegebenen Zwergwale getötet worden. Die Branchenorganisation Norges Råfisklag begründete das Ende mit der mangelnden Nachfrage.

Trotz aufwändiger Werbekampagnen zeigen die NorwegerInnen immer weniger Interesse am Walfleisch. Zusätzlich hemmen Untersuchungen über dessen hohe Schwermetall- und Schadstoffbelastung den Appetit. Und eine Umfrage der norwegischen Umweltschutzorganisation Noah zeigte, dass mittlerweile eine Mehrheit der Bevölkerung die Waljagd wegen der damit verbundenen Tierquälerei ganz beendet sehen möchte.

So scheint sich das umstrittene Thema des norwegischen Walfangs tendenziell von selbst zu erledigen, obwohl der internationale öffentliche Druck auf Norwegen zuletzt deutlich nachgelassen hat. Diese Beobachtung spielte auch bei der in dieser Woche auf der Insel Madeira stattfindenden Jahrestagung der Internationalen Walfangkommission IWC eine Rolle. Eine Kompromissfraktion, zu der mehrere EU-Länder gehören, hält die bisherige Konfrontationslinie zwischen Pro- und Contra-Walfangländern auch für kein erfolgreiches Rezept, Japan zum Verzicht auf seinen als „wissenschaftlich“ verbrämten Walfang zu bewegen: Es gelte Wege zu finden, damit Tokio sein Gesicht bewahren könnte, aus dem sowieso unwirtschaftlichen Fang auszusteigen.

Die Tür zu Kompromissen ist zumindest nicht zu. Die IWC-Delegationen einigten sich auf eine Fortsetzung der im vergangenen Jahr begonnenen Gespräche um die Frage, ob die IWC Japan als Ausnahme zu dem seit 1986 geltenden Walfangmoratorium eine gewisse Walfangquote in seinen Küstengewässern genehmigen könnte – gegen einen Verzicht auf den „wissenschaftlichen“ Walfang.

Die Verhandlungen sollen in einer kleinen Arbeitsgruppe erfolgen, in der Island eine zentrale Rolle als Vermittler spielen soll: Das Land nahm 2006 den Walfang wieder auf. Doch die Fischer haben Absatzprobleme. Und die neue rot-grüne Regierung hat angekündigt, die Jagd einzuschränken oder ganz beenden zu wollen. REINHARD WOLFF