Ein Liebeslied klingt aus

Der Geschäftsführer von Labels Deutschland, Christof Ellinghaus, und die EMI beenden ihre Zusammenarbeit

Er galt als das vielversprechendste und auch erfolgreichste Modell einer Zusammenarbeit zwischen einer Major-Company und einer Indiefirma: Der europaweit agierende Labelverbund „Labels“, der seit 2001 unter dem Dach von EMI/Virgin neue Alben von Bands wie Calexico, Phoenix oder Wir sind Helden herausbrachte. Nun aber scheint es, als gehöre dieses Modell der Vergangenheit an. Zumindest gehen der Geschäftsführer von Labels Deutschland, Christof Ellinghaus, und die EMI bald wieder getrennte Wege. Die EMI bestätigte das Ende des Anstellungsverhältnisses von Ellinghaus zum 30. September 2005. Bis dahin sei er von seiner „operativen Tätigkeit freigestellt“, aber weiterhin exclusiv an EMI Music Germany gebunden. Auch der Lizenzvertrag mit dem Ellinghaus-Label City Slang endet zu diesem Zeitpunkt.

Ellinghaus sah seinerzeit vor allem die Chance, seinen Bands mit den besseren Vertriebs- und Marketingmöglichkeiten eines Majors im Rücken nicht nur in Deutschland und England, sondern etwa auch in Italien oder Norwegen ein größeres Publikum zu bescheren. Nach drei guten Jahren ist das internationale Labels-Netzwerk inzwischen aber den der Krise der Musikindustrie geschuldeten Einsparungen bei EMI/Virgin zum Opfer gefallen und bis auf Frankreich und Deutschland vollständig abgewickelt worden. Dass ein enthusiastischer Indie-Label-Betreiber da keine Grundlage mehr für eine Zusammenarbeit sah, lässt sich denken: Wie man hört, hat Ellinghaus im letzten Sommer selbst um die Auflösung seiner Verträge gebeten.

Ellinghaus will eben mehr als bloß eine weitere Kopie von Wir sind Helden signen. Seine Liebe gehört nach wie vor Bands, die Knisperelektronik und Knasperrock spielen, die erst aufgebaut werden wollen und möglicherweise nie Renditen abwerfen. Und was antwortete Ellinghaus 2001 frank und frei auf die Frage der taz, was er mache, wenn die EMI eines Tages ihren Laden wieder verschlanken sollte? „Okay, dann mache ich mit City Slang wieder allein weiter.“ gba