Ganz vorne: Die Ostler im Norden

Wo sitzen die besten Grundschüler im Land? Beim Ländervergleich Vera bearbeiteten 268.000 SchülerInnen in sieben Bundesländern Mathe- und Deutschaufgaben. Das Ergebnis: Mecklenburg-Vorpommerns Nachwuchs hat gewonnen

„Ein wichtiger Faktor ist wohl die Frühförderung in den Kitas“

Meck-Pomm also mal wieder. Erst vergangenen November wurde das Bundesland vom Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) bei einem bundesweiten Uni-Ranking zusammen mit Bayern auf Platz Zwei gehievt. Und seit gestern sind die Ostler im Norden gar Spitzenreiter, allerdings bei den Grundschulen – und auch nicht bundesweit: 268.000 SchülerInnen in sieben SPD-Bundesländer hatten sich am Ländervergleich Vera beteiligt, bei dem Arbeiten in Deutsch und Mathematik in der 4. Klassenstufe geschrieben wurden. Am Start: Berlin, Brandenburg, Bremen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Das Ergebnis: Grundschüler aus M-V sind in fünf von sieben Testgebieten die Besten.

Sattelfest sind die Landeskinder vor allem im Rechnen: Arithmetik, Geometrie und Sachrechnen – in allen drei Disziplinen haben die Nordossis den höchsten Prozentsatz an SchülerInnen mit „erweiterten“ oder „fortgeschrittenen“ Fähigkeiten. Vorne liegt Meck-Pomms Nachwuchs auch beim Schreiben und bei der Orthographie, immerhin Platz Zwei wurde es in der Disziplin „Sprachbetrachtung“.

Wie kommt’s? „Ein wichtiger Faktor ist wohl die Frühförderung in den Kitas. Es gibt für die Kitas verpflichtend ein Vorschuljahr“, sagt Heike Polzin, bildungspolitische Sprecherin der SPD. Dabei gehe es darum, die Kinder mit eigens erprobter Methodik im Grundrechenbereich und beim Lesen-Lernen zu fördern. Ferner habe man viele Grundschulen als Ganztagsschulen aufgebaut, wenngleich diese Neuerungen noch zu jung seien, als dass sie Vera hätten beeinflussen können.

Durch die Studie sieht Polzin die Idee bestätigt, starke und schwache Schüler länger in einer Klasse gemeinsam lernen zu lassen. In ihrem aktuellen Schulgesetz plant die SPD in Mecklenburg-Vorpommern, die SchülerInnen erst nach der 6. Klasse auf verschiedene Schultypen aufzuteilen. Die Zustimmung des Koalitionspartners PDS habe man, so der Sprecher der SPD-Landtagsfraktion Torsten Hossgard. Los gehen solle es ab dem Schuljahr 2006/2007. Ähnliches plant auch die SPD in Schleswig-Holstein, wobei dort dann nach dem Willen von Rot-Grün die neunjährige Einheitsschule eingeführt werden soll – laut SPD innerhalb der nächsten fünfzehn Jahre.

Über Vera kann sich auch Schleswig-Holstein freuen: Viele vordere Plätze, spitze sind die SchülerInnen hier sogar bei der Sprachbetrachtung. „Die Ergebnisse sind gut, aber noch nicht gut genug“, findet Kultusministerin Ute Erdsiek-Rave (SPD) und fordert einigermaßen kühl die Schulen auf, aus Vera Konsequenzen zu ziehen. Bremens Bildungssentor Willi Lemke (SPD) dagegen fiel trotz mal wieder durchwachsener Bremer Ergebnisse ein Stein vom Herzen: „Gott sei Dank haben wir die rote Laterne abgegeben“ sagte Lemke im Hinblick auf die Schlussplatzierungen bei Pisa und Iglu. „Wir sind jetzt nicht mehr letzter, sondern im Mittelfeld.“

Dem CDU-FDP-regierten Niedersachsen war Vera zu rot, um mitzumachen: „Wir haben auch Vergleichsarbeiten, arbeiten aber mit Ländern wie Baden-Würtemberg oder Thüringen zusammen“, so ein Sprecher des niedersächsischen Kultusministeriums. Welche Großpartei die erfolgreichere Bildungspolitik macht – das ließ Vera im Dunklen. kli