Tonnenweise Giftgas für Saddam

Ein Holländer soll in 35 Fällen Grundstoffe für Chemiewaffen an irakischen Machthaber geliefert haben. Anklage wegen Beteiligung am Völkermord

AMSTERDAM ap/dpa ■ Mit der Lieferung tausender Tonnen Grundstoffe für chemische Waffen soll ein Niederländer die Kriegsverbrechen von Saddam Hussein unterstützt haben. Der 62-Jährige werde wegen der Beteiligung an Völkermord vor Gericht gestellt, teilte die Staatsanwaltschaft in Amsterdam gestern mit. Die Waffen seien unter anderem beim Giftgasangriff auf die kurdische Stadt Halabdscha eingesetzt worden. Dabei wurden 1988 schätzungsweise 5.000 Menschen getötet.

Der Niederländer wurde am Montag in Amsterdam festgenommen. Er soll noch Ende der Woche dem Richter vorgeführt werden.

Nach Darstellung der Justiz hat er die Materialien aus Japan und den Vereinigten Staaten bezogen. Die insgesamt 36 Lieferungen seien direkt mit Bagdad geregelt worden. Die Ermittler gehen außerdem davon aus, dass der Niederländer wusste, wofür das Material eingesetzt werden sollte.

Auf Ersuchen der USA war der Angeklagte nach Angaben des Justizsprechers bereits im Januar 1989 in Mailand festgenommen worden. Die US-Zollbehörden sollen ihn damals verdächtigt haben, über Antwerpen und Akaba (Jordanien) den für Chemiewaffen benötigten Grundstoff Thiodyglycol (TDG) verschifft zu haben. Als die Auslieferungshaft des Niederländers nach zwei Monaten suspendiert wurde, flüchtete der Mann in den Irak. Nach dem Angriff der USA im Jahr 2003 kehrte er in die Niederlande zurück. Als er am Montag festgenommen wurde, versuchte er nach Angaben der Justiz, das Land wieder zu verlassen.

Bei den Ermittlungen arbeitete die niederländische Justiz nach ihren Angaben auch mit Behörden in Deutschland, der Schweiz, Italien, Belgien und Jordanien und den USA zusammen.