Auweter-Kurtz büxt aus

HOCHSCHULPROTEST Studierende stürmen Sitzung des Uni-Präsidiums. Sie sind wütend über die bevorstehenden Etat-Kürzungen an ihrer Fakultät

„Ich würde mir wünschen, dass noch mehr Studierende protestieren würden“

VON HELGE SCHWIERTZ

Studierende der Uni Hamburg haben gestern ein Gespräch mit der Uni-Präsidentin Monika Auweter-Kurtz erzwungen, um ihre Kritik an bevorstehenden Kürzungen zu äußern. Nachdem sich Auweter-Kurtz kommentarlos eine Erklärung von vier studentischen VertreterInnen angehört hatte, verließ sie direkt das Hauptgebäude, durchquerte das Elysée-Hotel und flüchtete in ein Taxi. Abfahren konnte sie erst, als die Polizei eine Blockade der aufgebrachten Studierenden auflöste.

Zuvor waren knapp 70 Studierende zum Hauptgebäude der Universität gezogen, um eine Präsidiumssitzung zu stören, in der über Finanzkürzungen an der Fakultät für Erziehungswissenschaft, Psychologie und Bewegungswissenschaft (EPB) beraten werden sollte. Nachdem sie das Rektorat besetzt hatten, bot Präsidentin Auweter-Kurtz einen Kompromiss an: Wenn die Studierenden die Blockade aufgäben, würde sie mit einigen von ihnen sprechen. Danach büxte Auweter-Kurtz aus.

„Die Präsidentin hat dieser Delegation einen Gesprächstermin angeboten“, sagt Birgit Kruse, Sprecherin der Uni Hamburg. Auweter-Kurtz werde sich jedoch nicht einer Vollversammlung stellen, sondern wolle nur mit einigen StudentenvertreterInnen sprechen.

Ob Gespräche und die Protestwoche (taz berichtete) die Einschnitte an der Fakultät EPB verhindern können ist fraglich. „Da es in Zukunft an der Fakultät EPB nicht zu einer Erhöhung der Studienplätze kommt, stehen dieser Fakultät künftig weniger Mittel zur Verfügung“, sagt Auweter-Kurtz. Das entscheidende Kriterium für die Berechnung der Budgets sei die Zahl der Studienanfängerplätze. Da nach den Vorgaben der Wissenschaftsbehörde 152 Plätze für Lehramtsstudierende weniger als zunächst geplant angeboten werden, müsse auch das Budget der Fakultät gekürzt werden.

„Angesichts der gestiegenen Anforderungen an die Absolventen sind Einsparungen im Bereich der Lehrerbildung für uns nicht nachvollziehbar“, sagt Dorothee Stapelfeldt, wissenschaftspolitische Sprecherin der SPD-Bürgerschaftsfraktion. Die Antworten des Senats auf die große Anfrage zur Reform der Ausbildung von LehrerInnen, seien ausweichend.

Professor Hans-Christoph Koller vom Fachbereich Erziehungswissenschaften kann – gerade vor dem Hintergrund bildungspolitischer Erklärungen – nicht verstehen, weshalb an den Lehrämtern gespart wird. „Mit den Anliegen der Protestwoche bin ich solidarisch“, sagt Koller. „Ich würde mir wünschen, dass noch mehr Studierende protestieren würden.“