lob des jägermeisters von GERALD FRICKE
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I werd’ narrisch: Das Eintracht-Braunschweig-Jägermeister-Trikot der großen Jahre gibt’s jetzt bei Galeria Kaufhof! Jägermeister wurde ja früher gern in der gemütlichen Eckkneipe zwischen Eiche rustikal, Daddelautomat, Mannschaftsfoto, bunten Wimpeln und Bierkrügen mit landsmannschaftlichem Emblem ausgeschenkt, eingetan, verputzt, eingelöffelt, verkasematuckelt und verpusemaknipselt. Auch im heimischen Bereich fand der Jägermeister sein überheiztes Plätzchen in der Schrankwand, zwischen Zinntellern, Stoffsträußen, kleinen Clowns-Figuren und süßen Holzelefanten. Auch „auf’m Garten“ oder im „Partykeller“ wurde die Hirschpulle immer gern gesehen, bis heute.

Right, ein Jägermeister wurde abgebissen, behampelt, bezähmt, gebiegelt, quer über die Brust gelegt, gebürstet, gedudelt, in die wannenförmige Figur geschüttet oder gleich von der Kette gelassen und ganz humorlos versenkt. „Geh’n wa ma’ schön einen verhaften und Talsperre spielen“, sagte man auf dem Weg zum „Gemütlichen Conny“. Da bläst ’ne gute Trompete, Alter!

Es gab Ölschocks und autofreie Sonntage; das Haar war mittlerweile „lang, aber gepflegt“, und an der Hamburger Straße griff man zum großen Kräutergott, wenn Jugo-Blitz Danilo Popivoda mal wieder schneller als der Ball war: „Komm, lass uns erst mal die Innenbeleuchtung einschalten“ oder „einen Jäger die Jacke brausen“, so hörte man es zischen.

Unvergessen schön auch Paul Breitner („Mao-Paule“) 1977 in Grün-Orange, mit drei Streifen, Hirsch und Schlag. Was hat eigentlich Jägermeister-Chef Günter Mast zur Peking Rundschau gesagt? In Braunschweig wollte Breitner an der Uni mal „irgendwas Pädagogisches“ machen und tauchte in einer Sprechstunde auf. Im Proseminar erschien der feine Herr dann aber nie.

Bleiben wir bei der seligen Siebziger-Eintracht. 1973 prangt der Hirsch erstmals auf den Trikots. Der DFB war lange dagegen, ein Fußballverein sei der „Gemeinnützigkeit“ verpflichtet. Der Kompromiss: Hirsch ja, aber nur 14 Zentimeter hoch. Wenn dann Franz Merkhoffer, der selige Pferdefranz, nicht wusste, wohin mit der Pille und unsachlich die Eckfahne umbolzte, ja, dann kippte man darauf in der „Gegengraden“ gern einen Jägermeister die „Jubelröhre runter“ oder begoss hübsch „die Lampe“. Der gute Geist wurde eingepfiffen, pokuliert, geschmettert und ordentlich die „Uhr aufgezogen“. Und „Adler“ Bernd Franke flog als treuer Eckermann bis zur WM 82. Man konnte durchaus einen Stiefel vertragen und trompeten wie ein lecker Kessel, du dicker Vater aber auch! Danach war man „fett wie ’ne Eule“, voll wie ein Amtmann und überhaupt ganz schön SPD („schön passend dick“). So war das früher.

Seit Mitte der Neunzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts wird das Kräutergesöff auch zu 160 beats per minute gekippt. Ob die jungen Leute die historischen Zusammenhänge kennen? Der Schalker Läufer Jürgen Wittkamp meinte abschließend zum Thema Trikotsponsoring, wie ich in einem vergilbten Spiegel von 1971 lese und zitieren darf: „Ich würde auch in einem Trikot spielen, auf dem ‚Scheiße‘ statt ‚Schalke‘ steht. Hauptsache, meine Kohlen stimmen.“

Mein lieber Fußballgott!