Care-Chefin im Irak entführt

Margaret Hassan am Morgen in Bagdad verschleppt. Tote und Verletzte bei Mörserangriff. Briten erwägen Truppenverlegung vom Süden in den Zentralirak

BERLIN dpa/ap ■ Die Chefin von Care International im Irak ist gestern verschleppt worden. Margaret Hassan sei am Morgen in Bagdad entführt worden, sagte Care-Sprecher Arnud Hikkins in London. Die gebürtige Britin, die mit einem Iraker verheiratet ist, lebt seit 30 Jahren im Land und hat die irakische Staatsbürgerschaft. Die Motive der Entführung seien noch unklar. Ein Sprecher des Außenministeriums sagte der BBC: „Die Botschaft versucht dringend herauszubekommen, was geschehen ist, und arbeitet eng mit den irakischen Behörden zusammen.“ Care betreibt seit 1991 ein Büro in Bagdad. Seit 2003 konzentrie- ren sich die 30 MitarbeiterInnen auf medizinische Hilfe und Zugang zu sauberem Trinkwasser.

Bei einem Mörserangriff sind gestern vier irakische Nationalgardisten getötet und bis zu 80 Menschen verletzt worden, teilte das US-Militär mit. Sechs Mörsergranaten schlugen in einen Stützpunkt der Nationalgarde in Muschahida 40 Kilometer nördlich von Bagdad ein. US-Hubschrauber flogen die Verletzten in umliegende Krankenhäuser.

Die US-Luftwaffe griff in der Nacht zum Dienstag erneut die Rebellenhochburg Falludscha an. Ziel seien Verstecke und Waffenlager von Anhängern des Extremistenführers Abu Mussab al-Sarkawi gewesen, teilte die Armee mit. Über Tote oder Verletzte äußerte sie sich nicht.

Die britische Regierung machte indes deutlich, dass sie dem Wunsch der USA nach einer Truppenverlegung im Irak vermutlich zustimmen werde. Außenminister Jack Straw sagte, die Regierung neige „offensichtlich dazu, Ja zu sagen“. Eine Ablehnung komme nur in Betracht, wenn das britische Militär abraten sollte. Ein Nein würde aber bedeuten, dass London „einen Verbündeten fallen lässt“. Ein Erkundungsteam soll in der US-Kommandozone im Irak die Voraussetzungen für eine Truppenverlegung prüfen, hatte Verteidigungsminister Geoff Hoon der BBC gesagt. Eine Entscheidung wird Mitte nächster Woche erwartet. Nach Medienberichten soll London etwa 650 Soldaten aus seiner vergleichsweise ruhigen Besatzungszone im Südirak in die amerikanische Zone verlegen, damit mehr US-Soldaten für den Einsatz in der umkämpften Rebellenhochburg Falludscha abgestellt werden können.